Deutschland,  E1 - Europawanderweg,  Herzogtum Lauenburg,  Schleswig-Holstein,  Wandern

Auf dem E1 von Mölln nach Güster

Eigentlich will ich am nächsten Tag noch eine Etappe weitergehen. Aber da ist dieses böse Wort „eigentlich“. Bevor jedoch die Umstände meinen Plan ändern, setze ich mich erst mal in Mölln in ein Café, um nochmal Energie zu tanken. Es stehen heute nur knapp 20 Kilometer an, da kann ich mir Zeit lassen.

Der bekannteste Möllner – Till Eulenspiegel

Gut gestärkt laufe ich dann schließlich bei strahlendem Sonnenschein los. Ein kurzer Besuch noch bei Till (Eulenspiegel) und schon tragen mich die Füße entlang des Mühlengrabens raus aus der Stadt. In meinem Rucksack stecken das Zelt, Schlafsack und Isomatte. Ich will das erste Mal übernachten und am nächsten Tag weiter nach Witzhave wandern. Mit dem Essen sind es gut fünf Kilo mehr Gewicht als sonst üblich. Das macht sich aber nur wenig bemerkbar. Bis hierhin ist alles gut.

See an See begleitet den Weg

Der E1 verläuft über gute Waldwege entlang der Pinnau, am Schmalsee, Lütauer See und Drüsensee. Die drei Seen nehmen das Wasser des Hellbachs auf, um später die vier Seen um Mölln zu füllen. Das Hellbachtal wird heute das landschaftliche Highlight werden. Aber das kommt erst später.

Einer der vielen Seen der Region

Im Schmalsee verfolgt mich eine ganze Zeit ein Schwimmer. Mich erstaunt, wie schnell und gleichmäßig sich die Person vorbewegt. Ganz anders, als die Schwimmerin mit ihrem vierbeinigen Gefährten. Der es sichtlich mehr genießt, sein Frauchen mit allerlei Albernheiten eher zu ertränken, als sie schwimmen zu lassen. Es scheint aber beiden richtig Spaß zu machen.

Von den Seen ins Amphibienparadies

Wie von einem Gummiband gezogen laufe ich gefühlt immer ein Ticken zu schnell. Der Versuch etwas langsamer zu laufen, will einfach nicht funktionieren. Es fühlt sich fürchterlich unrund an und ich muss jeden Schritt bewusst langsamer setzen. Okay Körper, wenn du es nicht anders willst, dann mach wie du denkst.

Schon bald ist das Hellbachtal erreicht. Der Bach breitet sich hier in einem relativ breiten Tal zu einem Moor- und Schilfgebiet aus. Vom eigentlichen Gewässer ist wenig zu sehen. Ein paar kleinere Seen im umliegenden Wald, speisen den Hellbach zusätzlich, direkt oder indirekt. Ein Paradies für Amphibien und Vögel.

Der Rucksack drückt

So langsam fängt der Rucksack an sich tiefer in die Schultermuskulatur einzugraben. Immer öfter korrigiere ich den Sitz der Gurte, um den unangenehmen Druck loszuwerden. Vielleicht ist es ja auch einfach Zeit für eine Pause. Da kommt die Bank doch genau zur rechten Zeit. Die Bank ist aber nicht meine Bank. Die nächste liegt vielleicht doch etwas besser. Nein, das macht sie nicht. Und die nächste auch nicht. Es dauert noch einige Zeit, gut eine halbe Stunde, bis ich zufrieden bin mit dem Standort der Pausenbank.

Pause im Hellbachtal

Der traumhafte Ausblick, über die vor mir liegende Moorlandschaft, vertreibt nicht das unangenehme Gefühl, dass ich heute schon ziemlich angegriffen bin. Im meinen Kopf machen sich die ersten Ausstiegszenarien breit. Das Wetter macht es auch nicht besser. Die Luft wird immer dicker und feuchter. Das Atmen fällt immer schwerer und aus den Poren rinnt schon im Sitzen der Schweiß.

Am Schwarzsee
Am Schwarzsee

Naja, schaumama wie’s noch wird. Ich setzte den Rucksack wieder auf und laufe weiter. Noch ein Bild am Schwarzsee und … und schwupp fällt die Kamera über das Geländer, auf den moorigen Boden. Ich steige hinterher und beuge mich so tief wie es geht hinunter. Doch die Arme sind zu kurz. Vorsichtig setze ich einen Fuß auf einer der Grasbüschel um weiter runterzukommen. Das funktioniert auch schneller als geplant. Der Büschel sinkt tief in den moorigen Untergrund. Nächster Versuch, neuer Grasbüschel. Diesmal sinke ich nicht so schnell ein. Zeit genug die Kamera aufzuheben. Puh, das ging nochmal gut.

Zum Ende des Hellbachtals wird der breite Weg zum schmalen Pfand. Hier schaut es ein wenig nach Auenland aus. Nur mäht in dieser Idylle, Frodo mit dem Trecker lärmend die Wiese. Naja, auch im Auenland ändern sich die Zeiten und vermutlich kommt gleich Gandalf mit einem Pickup-Truck um die Ecke.

Adria oder Mittelmeer? Wohin soll ich gehen?

Die Wege werden jetzt wieder breiter. Der „Alte Frachtweg“ führt durch dichten Wald. Die Luft wird immer noch dicker und ich fühle mich immer schlechter. Ein letztes Highlight wartet noch kurz vor dem Ziel auf mich. An einer Kreuzung trennt sich hier der E6 vom E1 und dem E9, der mich seit kurzem auch begleitet. Adria oder Mittelmeer? Beides hat seinen Reiz. Aber jetzt ist das Ziel erst mal Güster.

Hier trennen sich die E-Wege

An den Talhängen von Göttin verlasse ich den Wald und laufe auf einer Allee den letzten Kilometer bis nach Güster. Heute wird nicht mehr mein Tag. Die Luft steht und ist unendlich schwül, der Schweiß läuft und ich fühle mich unendlich schlapp. Auch bekomme ich meinen Rucksack einfach nicht in den Griff. Die Schultergurte haben sich mittlerweile gefühlt schon bis auf die Knochen in die Schultermuskulatur eingegraben. Egal wie ich an den Gurten ziehe oder die Gurte mit den Händen wegziehe, alles taugt nichts. Zusätzlich spüre ich immer mehr den Druck des Rucksacks auf der Pomuskulatur.

Die letzten Meter bergauf, nach Güster rein, geben mir dann den Rest. Der Entschluss morgen nicht weiter zu wandern steht fest. So lasse ich erschöpft meinen Rucksack in der Bushaltestelle auf die Bank fallen. Auch ohne Bewegung läuft der Schweiß immer noch in Strömen an mir herunter und mein Herz braucht gefühlt ewig, um wieder halbwegs normal zu schlagen. Ich bin einfach fertig. Ein bisschen bin ich enttäuscht, wollte ich doch meine erste Etappe mit Übernachtung machen. Anderseits fühlt sich die Entscheidung richtig an. E1, wir sehen uns wieder.


Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei “Hiking Europe” heruntergeladen.

“Original-Track von Hiking Europe / Von Mölln nach Güster”



Du möchtest wissen was es Neues gibt!

Dann trage Dich zum Newsletter ein und ich infomiere Dich!

Ich versende keinen Spam! In der Datenschutzerklärung kannst Du mehr darüber lesen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner