Auf dem E1 von Güster nach Witzhave
An der Bushaltestelle gegenüber, habe ich vor rund 14 Tagen beschlossen, wieder nachhause zu fahren. Noch zwei Tage später, schmerzten die Schultern. Ich war nach nur 20 Kilometern einfach nur platt. Heute sollen es über 35 Kilometer werden. Dann schaumama. Diesmal ohne Zelt und mit kleinem Rucksack, sollte es zu schaffen sein.
Erstaunlich lange brauche ich, um aus Güster herauszukommen. So groß ist das Dorf doch gar nicht. Irgendwann liegt dann aber auch das letzte Haus hinter mir. Die Bäume im Wald stehen weit auseinander und so kann viel Licht bis auf dem Boden durchdringen. Das ist schön für das Gras, was hier reichlich und flauschig grün auf dem Weg wächst. Das ist weniger schön für die Füße, die werden vom Tau im Gras recht schnell feucht. Schön anzusehen, ist es aber auf jeden Fall.
Das Erbe der Guldenburgs hat zuviele Fenster
Einmal über das freie Feld und durch den nächsten Wald später, biege ich rechts ab und vor liegt eine Allee. Jeder Baum scheint hier aus vielen Bäumen zu bestehen. Wie aus einzelnen Stämmen geflochten winden sie sich in die Höhe. Von den vielen Jahren gebogen und gewunden, aber immer nach oben strebend. Sie sehen aus wie in Würde gereifte und vom Wind und Wetter gezeichnete Landarbeiter.
Nur ein kleines Stück weiter und „Das Erbe der Guldenburgs“ liegt vor mir. Zumindest die Kulisse zur Serie des ZDF. Als das wurde das Gut Wotersen von den Filmemachern ausgewählt. Wie es wohl wäre, auf so einen großen Gutshof zu leben? Naja, man müsste ziemlich viele Fenster putzen und sehr viel Staub saugen. Da bleibe ich doch lieber bei meiner kleinen Wohnung.
Immer in Hörnähe der Autobahn
Hinter dem Gut Wotersen sind die Highlights dann erst mal für längere Zeit aufgebraucht. Der E1 führt jetzt meist durch Felder, die sind schon weitestgehend abgeerntet oder durch Redder, da sieht man außer grünen Wänden nix. Dafür gesellt sich jetzt die A 24 als ständige Begleiterin dazu. Die nächsten gut 20 Kilometer verläuft die Autobahn immer in Hörnähe. Je nach Windrichtung, mal mehr und mal weniger aufdringlich.
So läuft es sich nun Kilometer für Kilometer dahin. In Fuhlenhagen nutze ich kurz die Chance mich etwas zu verlaufen. Meine Sinne beschäftigen sich so sehr mit dem sich leicht veränderten Baustil der Region, dass mir eines der Kreuze entgeht. Es sind aber nur etwas mehr als hundert Meter in die falsche Richtung, dann bemerke ich an der nächsten Kreuzung meinen Fehler.
Irgendwo im Feld, auf dem Betonplattenweg, sticht mir eine fette Raupe ins Auge. Ein Weidenbohrer mit Sinnesstörungen. Statt in einen Baum, versucht sich das Tier mit aller Macht in die Betonfugen einzufressen. Vielleicht ist es aber auch die Evolution, die eine neue Gattung hervorbringt. Eine neue Herausforderung für den Betonbaumeister Mensch?
Eine Bäckerei zur rechten Zeit
Was auch immer die Raupe vorhat, so langsam wird Durst spürbar. Die Vorräte sind schon lange aufgebraucht und der Kopf beginnt zu spannen. Es ist aber nichts und niemand zu finden wo ich meine Flüssigkeitspeicher auffüllen kann. An der letzten Kirche mit Friedhof, habe ich mich aufs Foto konzentriert und nicht ob es dort Wasser gibt. Gerade als ich nach rechts abbiegen will, sehe ich vor einem Haus auf der linken Seite ein paar Kinder spielen. Bäckerei steht über der Tür und es ist noch offen. Ich glaube, ich war heute der Kunde mit dem strahlensdem Lächeln.
Zum Endspurt legt der E1 sich nochmal richtig ins Zeug. Die letzten Kilometer mäandert der Wanderweg durch das Billetal. Das Flüsschen bekommt man zwar seltener zu sehen, dafür ist der Pfad wunderbar abwechslungsreich. Mal glitzert die Bille durch die Bäume, mal wachsen die Farne so dicht, dass der Weg fast nicht mehr zu sehen ist. Hier und da wachsen Blaubeeren, dann bedeckt feines Gras den Boden. Und bevor ich mich versehe, stehe ich an der Bushaltestelle. Noch zehn Minuten und ich fahre wieder zurück. Das passt doch bestens.
Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei „Hiking Europe“ heruntergeladen.
4 Comments
Michael-wandert
Das denke ich auch, dass es Zeit wird für einen neuen Abschnitt. Bis zur Elbe solltest Du noch kommen in diesem Jajhr, sonst wird womöglich der Wiederanlauf im Frühjahr etwas schwer.
Die nächste Etappe, die durch HH führt, ist abwechslungsreicher, als es den Anschein hat – und die übernächste ja sowieso schön.
Beachte, dass am Ende die Fähre von Blankenese nach Cranz tiedenabhängig ist.
Schönen Urlaub erst einmal noch im Odenwald – und dann einen guten Wiederanlauf im Norden. Ich bleib am Ball!
Wolfgang Kromat
Hallo Michael,
jetzt genieße ich gerade mal ein paar freie Tage vom Urlaub, Zeit um Dir zu antworten.
Die nächste Etappe bin ich nun auch schon gelaufen. Das kann ich dann auch bald veröffentlichen. Es war tatsächlich interessanter als gedacht. Aber wie es genau war, das erzähle ich später
Mal sehen ob ich in der letzten Woche Urlaub noch die Zeit finde bis nach Blankenese zu Wandern. Wenn nicht muss die Etappe bis im Oktober warten. Schaumama. Das Jahr ist noch nicht vorbei. Da „geht“ noch ein bisschen was.
Beste Grüße aus dem Norden
Wolfgang
Michael-wandert
Versöhnt mit dem E1 durch Schleswig – Holstein?
Wolfgang Kromat
Es wird Zeit, dass ich über die Elbe komme. Im Moment läuft es darauf hinaus, dass ich im Kopf mit dem Norden schon abgeschlossen habe. Jetzt steht aber erst nochmal der Süden an. Wenn dann noch etwas Zeit im Urlaub übrig ist, geht es weiter auf dem E1.