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Zwei Tage im Harz / 1. Tag – Durch das Ilsetal über den Brocken

Ilseburg gehört für mich zu den kleinen Schmuckstücken im östlichen Harz. Klar gibt es nicht so viel zu sehen wie in Wernigerode oder Quedlinburg, dafür ist es aber bei weitem nicht so überlaufen und es bietet, über das Ilsetal, einen tollen Einstieg in die Harzer Wanderwelt.

In Ilseburg am Marktplatz

Bevor ich allerdings einsteige, versorge ich mich erst mal am Marktplatz mit Kalorien. Nach der langen Anfahrt mit der Bahn, ist es immerhin schon Mittag, bis mein Wandertag beginnen kann.

Nun geht es aber endlich los. Schon der Weg durch Ilsenburg steigert die Wanderlaune. Die Fachwerkhäuser, rechts und links der Straße, sind hübsch herausgeputzt und ab und an lässt sich auch die Ilse sehen. Hier unten ist sie schon recht gesittet. Das soll sich weiter oberhalb aber schnell ändern.

So berühmt wie Heinrich Heine?

Schon Heinrich Heine ist das Ilsetal, vom Brocken kommend, heruntergewandert. Als Reisebuchautor, hat er seine Erlebnisse der Wanderung durch den Harz in einem Buch festgehalten. Über die Ilse schreibt er:

[…] Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunter stürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, […]

 

Die Ilse

Und weil Heine so voll des Lobes über die Ilse war, trägt der Wanderweg zum Brocken heute seinen Namen. Ob ich auch so berühmt werde, wenn ich jetzt darüber schreibe? Wohl eher nicht. Heine hatte den Vorteil, dass Reisen und Schreiben zu seiner Zeit noch etwas Besonderes waren. Heute bin ich einer unter vielen Schreiberlingen.

Das Blut läuft ihr am Arm und am Kopf herunter

Heine hatte Recht. Je weiter ich das Ilsetal hochlaufe, desto quirliger wird der Bach. Auch der Wanderweg wird zeitweise recht anspruchsvoll. Grobe Steine steile Stufen und oft recht feucht. Eine Kombination, die einer Wanderin zum Verhängnis wurde. Unvermittelt sitzt hinter einer Kurve eine etwas ältere Frau am Wegrand. Das Blut läuft ihr am Arm und am Kopf herunter. Ihr Mann ist schon dabei mit ein paar Binden die Wunden zu versorgen. Als er mich bemerkt, dreht er sich ein Stück zu mir um und meint:

„Sie ist gestürzt. Ich könne ruhig weitergehen, er habe alles im Griff.“

Ich frage sicherheitshalber noch mal nach, ob wirklich keine Hilfe benötigt wird. So blass und zittrig wie die Frau ist, macht es mir einen anderen Eindruck. Auch der sehr große Blutfleck auf den Steinen unter ihr, spricht nicht für eine kleine Verletzung. Er meint aber, dass sie schon zurechtkommen und ich ruhig weitergehen sollte.

Die Ilse

Hinter mir sind noch einige andere Wanderer unterwegs. Falls es doch nicht so gut mit ihr steht, dann wird sie schnell Hilfe bekommen. So mache ich mich wieder auf den Weg und denke dabei über mein Erste Hilfe Set nach. Außer ein paar Pflaster, etwas Desinfektionsspray, Zeckenzange und ähnliches, ist da nichts Brauchbares drin. Das werde ich ändern, sobald ich wieder zuhause bin.

Die Tausend Höhenmeter Marke

Der wunderbare Abschnitt durchs Ilsetal hat ein Ende. Von jetzt an geht es ein Stück weit auf einer Forststraße weiter. Von meinen Wanderungen in die entgegengesetzte Richtung, weiß ich aber was noch auf mich zukommt. Am nächsten Abzweig nach links, geht es auf dem Kolonnenweg, der ehemaligen innerdeutschen Grenze, steil bergan.

Auf dem Weg zum Brocken

Das kleine Schild am Wegesrand wäre mir gar nicht aufgefallen, wenn nicht jemand in großen Ziffern die Tausend Höhenmeter Marke zusätzlich auf den Boden gemalt hätte. Nur noch 141 weitere Höhenmeter und der Gipfel liegt mir zu Füßen. Mein Grinsen wird immer breiter. Bis ich oben bin, verschwindet das Grinsen aber wieder. Die Steigung schmilzt es förmlich dahin.

Mein Gipfelradler

Endlich oben angekommen, teile ich mir das Gipfelvergnügen mit einer großen Gruppe Rennradfahrer. An ihren Gesichtern kann man sehr deutlich ablesen, wer heute mehr Spaß an der Auffahrt hatte.

Auf dem Brocken

Mein Spaß wartet, in Form eines Radlers, etwas unterhalb des Gipfels auf mich. Wenn  ich hier oben bin, gönne ich mir immer mein Gipfelradler. Die Enttäuschung ist allerdings groß, als mir die etwas mürrische Bedienung ein Erdinger über den Tresen reicht. Wie? Was? Erdinger! Hier gab es bisher doch immer ein einheimisches Hasseröder. Ich geh doch nicht auf einen Gipfel um ein Allerweltsradler zu trinken. Mein Durst sagt mir aber, dass es egal ist woher das Radler kommt. Dem schließe ich mich dann auch an und genieße den Moment wie er jetzt gerade ist.  

Abstieg nach Schierke

Es ist schon spät und mein Magen möchte noch etwas Handfesteres, außer dem Radler, zu sich nehmen.  Also mache ich mich über den Eckerlochstieg auf den Weg nach Schierke. Nach den ganzen Höhenmetern aufwärts, ist der Abstieg über die riesigen Granitbrocken nicht nur für die Beine eine Herausforderung. Auch der Koordinationsfähigkeit wird hier nochmal ordentlich was abverlangt.

Auf dem Eckerloch Steig

Mit dem Erreichen der Brockenstraße, liegt dann auch der schwierigste Abschnitt hinter mir und bis zur Jugendherberge ist es nur noch ein Katzensprung. Nach so einem Wandertag gibt es nichts schöneres als eine warme Dusche und dann erst mal die Beine hochlegen und einfach nur sein.




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