
Zu Fuß vom Himbächel Viadukt nach Schöllenbach
Von Wald, Wiesen, Äpfeln und einem Viadukt
Wer in Hetzbach aus dem Zug aussteigt, weiß sofort, hier ist nicht der Nabel der Welt. Umso angenehmer, dass es hier einen Bahnhof gibt. Ist der kleine Ort Hetzbach doch der Ausgangspunkt zu einer schönen Wandertour.
Den erste Kilometer, bis zum Himbächel Viadukt, muss ich noch am Straßenrand zurücklegen. Das ist nicht sonderlich attraktiv, aber auch nicht schlimm. Hier ist etwa so viel los, wie in Hetzbach selbst. Fast nichts. Zu Füßen des Viadukts geht es dann auch schon ab ins Grüne. Seit 1881 überspannt diese Brücke die 250 Meter über das Tal. Dass sie das heute immer noch tut, hat sie einigen mutigen Dorfbewohnern zu verdanken. Kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs, sollte das Bauwerk von der Wehrmacht gesprengt werden. Die schon angebrachten Sprengladungen, wurden heimlich entfernt, als die Soldaten nach Erbach marschierten, um die Amerikaner aufzuhalten.

So, genug Geschichte. Auf geht’s zum Wandern. Aber schon nach wenigen hundert Metern ist schon ein Fotostopp angesagt. Im frühen Morgenlicht zeigt sich der Himbächel Viadukt von seiner besonders schönen Seite. Zum ersten Mal habe ich meine neue „Kamera“ auf Wandertour dabei. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Doch dazu mehr zum Schluss.
Der erste Eindruck des Himbachtals ist bezaubernd. Links der dichte Wald und nach rechts schlängelt sich der Himbach, von Wiesen eingefasst, das Tal hinauf. Was für eine schöne Landschaft. Dann allerdings verändert sich das Bild recht schnell. Für den Odenwald eher untypischer Nadelwald, zieht sich jetzt den Berg hinauf. Dicht an dicht stehen die Bäume und lassen der Bodenvegetation kaum Licht zum Wachsen. Es wirkt eintönig, wie der Weg, der sich stetig den Berg hinauf streckt. So laufe ich Meter um Meter einfach nach oben.
Endlich ändert sich das Landschaftsbild wieder
Nach einer gefühlten Ewigkeit ändert sich endlich der Weg und auch das Landschaftsbild. Der Wald wird wieder lichter und die Forstautobahn mündet in einen schmalen Hohlweg. Es muss hier erst vor kurzen heftig geregnet haben. Tiefe Furchen durchziehen den Weg. Oft ist die Deckschicht bis auf dem Sandsteinuntergrund ausgewaschen. Hier kommen mir die ersten und für heute auch die einzigen, Wanderer entgegen.

Mit dem Kopf bin ich so ganz woanders. So ganz mit der Landschaft und meinen Gedanken beschäftigt, hätte ich den Abzweig in das Felsenmeer beinahe verpasst, wenn mich die freundliche Stimme von Komoot nicht geweckt hätte. Ich bin gespannt auf dieses Felsenmeer. Hier war ich noch nie. Im Gegensatz zum weitaus bekannteren Felsenmeer im westlichen Odenwald, besteht das Ebersberger Felsenmeer aus Sandstein und nicht aus Granit und wie der Blick nach oben zeigt, es ist auch wesentlich kleiner. Immerhin bietet es zwei Minuten Spaß beim Aufstieg. Hier oben habe ich außerdem den höchsten Punkt auf der Tour erreicht.
Geh ich da lang? Oder geh ich da lang?
So langsam vermisse ich eine Bank oder einen schönen Baumstamm, zum Rasten, am besten in der Sonne. Ganz untypisch für den Odenwald, findet sich nichts. Gar nichts. Irgendwann ist es genug. Auf einer vom Wind freigesauselten Lichtung, lege ich meinen Rucksack ab und setze mich an einen Stapel Bäume. Total ruhig ist es hier. Wenn ich nicht aufpasse, schlafe ich, von der Sonne gewärmt, ein. Was für ein schöner Tag.

Damit es auch den Rest der Wanderung noch schön warm bleibt, muss ich dann doch weiter. An dieser Stelle verzweigt sich der Forstweg. Die Tour, die ich wandere, habe ich auf Komoot entdeckt. Und schon bei der ersten Übersicht habe ich mich gefragt, ob es nicht besser ist, hier rechts abzubiegen und nicht bis nach Schöllenabch zu laufen. Denn nach dem Track, muss ich dann für gut einen Kilometer an der Straße entlang laufen. Das könnte ich, wenn ich hier abbiege, mir noch sparen.
Ich folge dennoch dem Vorschlag und bin dann auch bald positiv überrascht. Direkt über die Straße, führt ein Pfad über eine kleine Brücke und dann entlang des Itterbachs. Auch das kurze Stück entlang der Straße ist noch angenehm zu laufen. Am einem ehemaligen Bahnhof, verlasse ich die Straße schon wieder und laufe jetzt durch ein weites Tal dem Wald entgegen. Ein paar alte Apfelbäume laden mich zum Mundraub ein. Es erstaunt mich immer wieder, wie viele unterschiedliche Obstsorten es gibt und welche Vielfalt uns im Einkaufsmarkt vorenthalten bleibt. Auch die Blumenwiesen entlang des Weges stecken voll Vielfalt. Das lässt sich sehen und in der warmen Luft auch riechen.
Motorsägen und Kniebundhosen
Endlich finde ich auch eine Bank in der Sonne. Jetzt mag ich aber nicht mehr Pause machen. Erst recht nicht, weil aus dem Wald die Motorsäge ihr schräges Lied in die Landschaft kreischt. Unterbrochen vom dumpfen Krachen umstürzender Bäume. Ungeschickte Konsequenz daraus? Der weitere Weg ist gesperrt. Aber zum Glück ist die Umleitung nicht weit vom eigentlichen Weg entfernt.

Bis ich oben am Reußenkreuz ankomme, sind schon wieder 200 weitere Höhenmeter zusammengekommen. Hier oben ist richtig was los. Ein Hotel mit Gaststätte lockt die Menschen an. So auch eine ganze Herde kniebundbehoster Wanderer. Wie zu Großvaters Zeiten. Warum nur habe ich bisher fast niemand getroffen, wenn hier doch so viel los ist. Ist mir wurscht. So wie es war, war es wunderschön.
Von hier aus geht es jetzt nur noch bergab. Eine weitere Umleitung ist noch zu bewältigen, einige umgestürzte Bäume und eine wunderschöne Aussicht kurz vor dem Ziel. Mei war des an scheener Tag.

