Die Elbe von Glückstadt nach Uetersen 1.Tag
Start in Glückstadt mit Blick auf den breiten Strom
Elmshorn ist nicht gerade ein Bahnhof, den man gerne zum Umstieg mit einer längeren Wartezeit nutzen möchte. Bevor ich mich auf den zugigen Bahnsteig setze, um auf den Zug nach Glückstadt zu warten, suche ich noch einen Bäcker auf. Mit einem Kaffee und etwas Süßemum lässt sich so die Wartezeit verkürzen. Da der Zug schon einige Minuten vor der eigentlichen Abfahrt einrollt, lässt es sich die restliche Wartezeit im blitzblanken Wagen der Nordbahn viel angenehmer verbringen. Aus dem Gespräch des Zugbegleiters, mit einem älteren Herrn, erfahre ich etwas vom spannenden Vorleben dieses Herrn. Zu Zeiten der noch existenten DDR, kam er aus beruflichen Gründen, auch mit solch illustren Personen wie Fidel Castro zusammen. Ich frage mich wie es wohl war oder immer noch ist, wenn das Staatssystem das man vertreten hat, als Auslaufmodell abgewickelt wurde. Bevor der Zug den Bahnhof in Glückstadt erreicht, bereite ich schon einmal das Rad zur Abfahrt vor. Herr Fidel Castro bekommt das mit und steht auf um mir die Tür zu öffnen. Vielen Dank.
Bis zum Zentrum in Glückstadt ist es nicht weit. Ich drehe noch eine Runde über den historischen Marktplatz, dann fahre ich auf einer, der zwölf radial um das Zentrum angelegten Straßen, Richtung Elberadweg zum Binnenhafen. So sauber wie es hier ist und die frische Luft in der Nase, fällt es schwer sich vorzustellen, dass die Zeiten reger Betriebsamkeit im Hafen, noch gar nicht so lange vorbei sind. Wo heute dank des Stauwerks blitzblanke Segelyachten auf dem Wasser liegen, machten früher Wahlfänger fest, Kohle wurde angeliefert, Vieh und viele andere Güter wurden hier verladen. Wenn die Ebbe das Wasser aus der Elbe sog, lagen die Schiffe im trüben Schlick. Fisch der an Land gebracht wurde, musste alsbald verarbeitet werden. Hier war das raue Leben der Seeleute und Händler zuhause, hier roch es nach Tran, Vieh, Geräuchertem und weiter Welt.
Ich bin neugierig auf die Elbe
Dann bleibt der Hafen hinter mir und voraus liegt die Elbe. Ich bin ein Flusskind. Die meisten Jahre meines Lebens verbrachte ich in der Nähe zu Deutschlands längstem Fluss, dem Rhein. Statt mit einem Floß wie Huck Finn, diente mir ein Kanu zum Erkunden der Auwälder und Strände. Nun steigt die Neugierde auf den Strom, der wie kaum ein anderer seit Jahrhunderten die Handelswaren der Welt zu uns Landratten bringt.
Wäre nicht das Ufer auf der anderen Seite zu sehen, könnte man glauben das ist die Nordsee die hier ans Ufer schwappt. Links ein Deich, rechts das Wasser und regelmäßig sorgen die Schaaftore für eine gewisse Abwechslung beim Durchquengeln. Mit einer Hand nach vorne, den Hebel am Tor entriegeln, durch Voranschieben mit den Beinen über dem Fahrrad, das Tor langsam öffnen und mit jedem Schritt weiter den Arm nach hinten drehen und dabei immer schön das Tor offen halten. Wenn der Arm nach hinten nicht mehr zum Aufhalten des Tores ausreicht, mit Schwung das Fahrrad samt Fahrer nach vorne bringen, bevor das Tor an die Gepäcktaschen haut. Mit etwas Übung kein Problem. Ungelenkige sorgen da schon mal für Erheiterung.
Was Schafe hinterlassen und warum die Zeit so wichtig ist
Da es die letzten Tage doch recht feucht war, haben sich die Hinterlassenschaften der vierbeinigen Deichpfleger, zu einer grünen, würzig riechenden Schlickschicht, auf dem Fernradweg verwandelt. Auch ohne Profil nehmen die Reifen die Masse dankbar an und verteilen sie gerecht in den Schutzblechen und an den Rahmenrohren. Mit jedem Meter weiter, nimmt mein Fahrrad Geruch und Farbe des Untergrunds an.
Schon vor der Abfahrt wurde ich auf die besondere Eigenart des Donnerstags und der Sperrwerke von Krückau und Pinnau aufmerksam gemacht. Eigentlich ist es keine Eigenart des Donnerstags, eher eine der ganzen Woche. Die Sperrwerke bieten nur zu gewissen Zeiten einen Übergang für den Landverkehr. Wer zu spät kommt, der muss unter Umständen bis zu 20 km Umweg fahren. Dank Gegenwind und zu langer Pause, trifft das natürlich auch auf mich zu. Ganze zehn Minuten sind mir zu Verhängnis geworden. Für den Rest des Tages müssen Radfahrer nun übers Land fahren. Erst bin ich ziemlich sauer über so einen … Mit jedem Meter aber, legt sich das Grummeln im Bauch und lange bevor ich die Pinnau landeinwärts wieder überqueren kann, bin ich richtig froh über die Verlängerung. An der Elbe ist über viele Kilometer nur der Binnendeich zu sehen. Jetzt führt die Route vorbei an Obstbäumen, alten Höfen und Reetdachhäusern, die sich verträumt an den Deich schmiegen.
Für alle die schon vorher wissen wollen, wann sie einen Umweg einplanen sollten. Der Link zu den Öffnungszeiten der Sperrwerke.
Achtung, in Wedel werden die Schiffe begrüßt
Ok, dort auf dem Marktplatz in Wedel steht der Roland auf seinem Sockel, da muss auch das Hotel Freihof am Roland in der Nähe sein. Erst auf dem zweiten Blick, gibt es sich hinter den kräftigen Kastanien zu erkennen. Hier werde ich also die Nacht verbringen. Noch fehlt mir die Begeisterung, im Angedenken der Bundesstraße vor der Haustür. Mal sehen wie das wird. Gehen wir es optimistisch an und checken erst einmal ein. Na wer sagt‘s denn. Der Empfang ist schon mal richtig freundlich und mein Zimmer liegt zum Innenhof. Zu schade, dass die Temperaturen schon so frisch sind. Zwischen den alten Mauern des Hotels, stehen einladend Tische und Stühle und warten auf Wärme und Gäste. Zuerst bringe ich mein Gepäck in das Zimmer und danach darf mein Fahrrad sein Mehrplatzzimmer, hinter einem großen Tor, beziehen. Dort wohnen schon einige Kollegen von der elektrounterstützten Zunft. Hoffentlich ist das nicht ansteckend.
Der Hunger und die Neugierde treiben mich wieder aus dem Hotel und hinein nach Wedel. Der Gang durch das Stadtzentrum ist nun nicht so besonders attraktiv. Weder ein schönes Stadtbild, noch besondere Geschäfte locken zu einem längeren Aufenthalt. So schlage ich den kürzesten Weg hinunter zur Elbe ein. Erst auf einem Anlegesteg, fällt mir die unmittelbare Nähe zu Hamburg auf. Am Horizont der Elbe, steht die Armada der typischen blauen Verladekräne mit den roten Armen, die wie zum Salut in die Luft ragen. Während meine Gedanken an den Kränen vorbei die Elbe aufwärts fließen, bringt mich ein markerschütternder Laut wieder in die Realität zurück. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Es war schon so oft im Fernsehen zu sehen, Busladungen voll mit Schiffeguckern werden genau aus diesem einen Grund hierher gefahren. Die Schiffsbegrüßungsanlage tut das, was sie tun soll. Sie begrüßt Schiffe und damit es auch dort gehört wird, entsprechend stimmgewaltig.
Nach diesem tönenden Weckruf, besuche ich noch das Strandbad 28 Grad. Was jetzt natürlich maßlos übertrieben ist. Dank zehn Grad weniger und ordentlich Wind, stehen die einzigen Besucher bis zu den Ohren dick eingemummelt am Strand.
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