Auf dem E1 von Ratzeburg nach Mölln
Das wird heute ein ganz lockerer Tag – fast schon ein Spaziergang. Von Ratzeburg nach Mölln sind es gerade mal um die 15 Kilometer und bis auf den Anfang in Ratzeburg und das Ende in Mölln, verläuft der E1 nur auf Naturwegen, entlang am Wasser und durch den Wald. Nach den vielen Kilometern der letzten Etappen auf oder an Straßen, wird das eine Genussetappe.
Demolierung ist kein Ort für Chaoten
Die Bahn ist heute pünktlich, dafür ist das Wetter so früh noch nicht in Betrieb. Das macht der Lust am Wandern aber nichts aus. Der Rucksack wird festgezurrt und die Beine laufen los. Die Strecke heute, bin ich schon oft gelaufen. So wundere ich mich auch nicht mehr, dass an den Haltestellen Schildern das Fahrtziel „Demolierung“ angegeben ist.
Das alte Ratzeburg ist eine Insel, umgeben vom Ratzeburger See, Domsee und dem Küchensee. So eine Insel eignete sich früher bestens für eine Befestigungsanlage. Wie mit allem in der Geschichte, ändern sich die Meinungen und die Anlage stand plötzlich im Weg. Zumindest den Dänen, die mit ihrer Militärtechnik die Stadt Ende des 17 Jh., weniger friedlich aber sehr nachhaltig, veränderten. Was noch übrig blieb, das wurde 1815 platt ganz gemacht – demoliert. So kam Ratzeburg zum Straßennamen „Demolierung“.
Schlendern auf der ehemaligen Bahntrasse
Auf einer ehemaligen Bahntrasse lässt sich heute an der Promenade des Küchensees herrlich entlangschlendern. Über den alten Fahrdamm, zwischen Dom- und Küchensee, verlasse ich die Inselstadt und der Wald am See nimmt mich in seiner Stille auf. Es ist tatsächlich ungewohnt still. Kaum ein bisschen Vogelgezwitscher ist zu hören. Nestbau, Brut und Erziehung sind erledigt. Scheinbar ist jetzt Entspannung angesagt, bevor die Zugvögel wieder die Koffer für den Flug in den Süden packen.
Von hier aus gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Bis zur restaurierten Farchauer Mühle, verläuft der E1 etwas oberhalb des Küchensees. Unter der Woche ist hier nicht viel los. Ab und an ein Hund mit Herr- oder Frauchen, sonst bin ich alleine unterwegs. An der Mühle sitzt eine junge Frau an einem Baum gelehnt und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Es wird der einzige Sonnenstrahl für den Tag bleiben.
Ab hier nur noch Wald
Genau, ab hier bis Mölln laufe ich fast ausschließlich durch den Wald. Etwas Abwechslung bringt die Überquerung der ehemaligen Bahnstrecke, die vor der Teilung Deutschlands Ratzeburg mit Zarrentin verbunden hat und die Plastikgewächshäuser bei Schmillau. Bis kurz vor Mölln, werden zwei Radfahrer die einzigen Menschen sein, die ich dann noch antreffe.
An einem Wanderparkplatz finde ich dann auch noch eine der seltenen Rastplätze hier im Norden. Das wurde auch Zeit. Bis Mölln ist es nicht mehr weit und eine Pause beim Wandern ist für mich sehr wichtig. Ohne Pause wäre Wandern ja Sport. Und wer will das schon.
Kurz vor Mölln wird es dann nochmal richtig spannend. Der Weg schlägt hier mit links, rechts, rechts, links, links, rechts etliche Haken. Wer hier nicht richtig aufmerksam ist, verpasst schnell einen der vielen Abzweige. Diese besondere Herausforderung stellt sich nicht nur dem Wandervolk auf dem E1. Auch der E6 und der E9 teilt sich die heutige Streckenführung. Bin ich jetzt etwa die dreifache Strecke gelaufen?
Wasser in Mölln
Pünktlich zum „Wasser marsch“ erreiche ich die Altstadt von Mölln und einen trocknen Fleck im Eingangsbereichs des alten Rathauses. Till Eulenspiegel, auf dem Brunnen sitzend, muss weiter im Regen ausharren. Auf dem Kirchplatz such eine Familie unter einem dicken Baum Schutz vor dem Regen. Das Blätterdach scheint aber nicht zu halten, was die Familie sich davon erhofft hat. Mit jedem Tropfen auf die Köpfe suchen die so Benässten sich einen anderen Platz unter dem Baum. Irgendwann ist auch dieser Regenschauer wieder vorbei. Es ist Zeit, so langsam Richtung Bahnhof zu gehen. Dort kann ich dann bei einem Milchkaffee auf den nächsten Zu warten.
In Mölln sind die Bagger am Graben. Wühlen die Durchgangsstraße um, um sie für die nächsten Jahre freundlicher zu gestallten. Weniger Hindernisse für eingeschränkte Menschen ist das Ziel, mehr Platz zum Schlendern und weniger zum Parken. Als bekennender Schlenderer, kann ich mich mit solchen Veränderungen sehr gut anfreunden. Jetzt muss ich aber noch den Weg zwischen den ganzen Sperrungen hindurch finden.
Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei „Hiking Europe“ heruntergeladen.
2 Comments
Michael-wandert
Ich finde auch: das Beste am Wandern sind die Pausen!
Wolfgang Kromat
Und das schöne Wandern ist, dass ohne Wandern keine möglich ist.