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Auf dem E1 von Klein Grönau nach Ratzeburg

Wenn die Bahn sechs Minuten Verspätung hat, dann hat sie nach Rechnung der Bahn keine Verspätung. Nach dieser Logik habe ich auch den Anschlussbus nicht verpasst, für den ich sechs Minuten Zeit zum Umsteigen gehabt hätte. Somit starte ich nach Bahnlogik pünktlich meine nächste Etappe auf dem E1. Was solls, ich werde heute das Herzogtum-Lauenburg erreichen und darauf freue ich mich.

350 Kilometer liegen nun schon hinter mir

Die Kreuzung, an der ich vor 14 Tagen den Wandertag beendet hatte, kommt mir sonderlich vertraut vor. Rund 350 Kilometer bin ich in diesem Jahr schon nach Süden gelaufen. Immer diesem besonderen Kreuz folgend, bis hierher. Ich fühle mich plötzlich ganz seltsam zufrieden mit mir und dem Weg. Kommt ihr Beine und Füße, lasst uns loslaufen. Das wird ein guter Tag.

Start in Klein Grönau

Schnell verlasse ich Klein Grönau. Es geht über offenes Feld, hinein in einen Wald und kurze Zeit drauf, über einen schmalen Pfad mit traumhaftem Ausblick über den Blankensee. Unten im Tal kuschelt sich ein Reet gedecktes Haus zwischen die alten Bäume. Ach ist das idyllisch hier.

Zwei Wanderinnen auf dem E1?

Ganz so lange hält die Idylle aber nicht an. Nach dem Überqueren der B 207, kündigt ein Schild nach Krummesse 4,5 Kilometer Asphalt auf Radwegen oder direkt auf der Straße an. Der Grusel, über die lange Strecke entlang einer Straße, hält sich allerdings in sehr engen Grenzen. Mir gefällt die Landschaft und es sind mehr Radfahrer als Autofahrer unterwegs. Das mag wohl auch an der Straßensperrung, wegen eines Triathlons, im nächsten Ort liegen.

In Krummesse sehe ich für einen kurzen Moment zwei Frauen mit Rucksäcken. Sie laufen gerade in die Straße, in die ich gleich auch abbiegen werde. Zwei Wanderinnen auf dem E1? Mal schauen, ob ich sie später nochmal treffen werde. Ein kurzer Austausch würde mich schon freuen. Zuerst aber stoppt mich eine Ampel.

Der E1 am Elbe-Lübeck-Kanal

Schon kurze Zeit später sehe ich die beiden Frauen vor mir laufen. Dann warten sie einen kurzen Moment auf der Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal, gehen aber auch gleich wieder weiter. Dann am Kanal ist es soweit, die Beiden bleiben stehen um über den weiteren Weg zu beratschlagen. An der Kanalschleuse gehen aber gerade die Tore auf und eines der seltenen Frachtschiffe auf dem künstlichen Gewässer wird gleich ausfahren. Das will ich fotografieren. Also kein kurzes Gespräch mit den Beiden.

Entlang des Elbe-Lübeck-Kanals

Satt blubbert der Diesel der „Wels“, so heißt das Frachtschiff welches die Schleuse verlässt, den Kanal in Richtung Lübeck hinauf. Auch wenn der Elbe-Lübeck-Kanal noch eine offizielle Wasserstraße ist, viel ist hier nicht mehr los. Auf den gut sechs Kilometern des E1 am Kanal entlang, bleibt die „Wels“ das einzige Frachtschiff. Bevorzugt nutzen Freizeitkapitäne mit ihren schwimmenden Wochenendhäusern den Kanal. Irgendwie finde ich den Gedanken recht charmant, auf solch einem Schiff zu leben.

Mein Magen ruft immer nachdringlicher nach Energienachschub. Da kommt die Bank im Schatten genau zur richtigen Zeit. Während Brot und Kekse in mich hineindiffundieren, überholen die beiden Frauen mich wieder. Das ist schön, so besteht die Chance sie später wieder einzuholen und doch noch mit ihnen ein bisschen über den E1 reden zu können.

Die “Wels” auf dem Weg nach Lübeck

Es dauert auch nicht lange, da hole ich die beiden schon wieder ein.  Sie haben die nächste Bank für eine Pause genutzt. Endlich Zeit für einen Austausch. Schnell stellt sich heraus, die beiden sind auf dem NST (Nord Süd Trail) unterwegs. Bis in die Lüneburger Heide, verläuft dieser neue Fernwanderweg auf dem E1. Start ist allerdings am nördlichsten Punkt Deutschlands auf Sylt.

Nach dem kurzen Plausch, führt mich der E1 wieder auf die andere Seite des Kanals, nach Groß Berkenthin. Ich laufe über den Friedhof an der Kirche und schon kurze Zeit später verlasse ich den Ort schon wieder.

Der Bauer deckt den Vögeln den Tisch

Ein Bauer zieht den Pflug mit dem riesigen Trecker über das abgeerntete Feld. Mit dem aufgeworfenen Boden, scheint sich der Tisch für die Greifvögel der Region reichlich zu decken. Acht oder vielleicht sogar zehn Vögel, kreisen weit oben am Himmel und nochmal so viele hüpfen über den Acker. Schon lange habe ich nicht mehr so viele Greifvögel auf einmal gesehen.

Die ersten Felder sind geerntet

Im Gegensatz zum Anfang des Tages, will das Wetter einfach nicht mehr so recht aus dem Quark kommen. Immer weniger eitel Sonnenschein, dafür immer öfter – „ich weiß noch nicht ob ich Wanderer nass machen soll oder gebe ich ihnen noch eine Chance“ – Wetter.

Es geht wieder in Richtung Süden

Nach der großen Schleife nach Westen, erreicht der E1 den Ratzeburger See und verläuft nun wieder in Richtung Süden. Einen kurzen Moment bedauere ich es etwas keine Badehose im Gepäck zu haben, bin mir aber schnell sicher, dass es bei den Wolken am Himmel besser ist weiterzugehen. Sonst werde ich vielleicht auch ohne Badehose nass.

Macht mich der Himmel noch nass?

Obwohl der E1 entlang des Sees verläuft, bekommt man ihn selten zu sehen. Und je weiter ich laufe, desto höher steigt der Weg an. In Ratzeburg angekommen, finde ich auch noch eine offene Bäckerei. Bis der nächste Zug kommt, ist auch noch eine dreiviertel Stunde Zeit. Da passt doch alles bestens zusammen. Pünktlich nach 29,1 Kilometern nehme ich meinen Milchkaffee und den Obstkuchen entgegen und zur selben Zeit öffnet der Himmel die Schleusen. Wo sich jetzt wohl die beiden NST-Wanderinnen befinden?


  • Start in Klein Grönau

Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem Originalverlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei “Hiking Europe” heruntergeladen.

“Original-Track von Hiking Europe / Klein Grönau – Ratzeburg”



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