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Auf dem E1 von Undeloh nach Bispingen

Eine Tasse Kaffee geht noch und noch ein Brötchen dazu. Es ist nicht nur das leckere Frühstück im Hotel, was mich vom Weiterwandern abhält, es ist auch der Blick nach draußen, in das satte Grau. Irgendwann juckt es aber doch noch in den Füßen und dann ist der Rucksack auch schnell gepackt. Ich mache die ersten Schritte durch die Winterlandschaft.

Hier habe ich eine ruhige Nacht verbracht (Hotel Undeloher Hof)

Es muss wohl heute Nacht noch etwas geschneit haben. Meine Fußspuren sind die ersten, die im frischen Weiß hinterlassen werden. Der Wald ist eine große verwunschene Landschaft. Die Tannen mit ihren, unter der Schneelast, herunterhängenden Ästen, sehen aus wie Gandalf oder Saruman. Ein Heer von großen Zauberern begleitet mich, ohne sich zu bewegen. Auf den Heideflächen stehen dutzende von gnubelligen Hobbits und verwunschene Zwerge. Im Gegensatz zu Tolkiens Sagengestallten, stehen diese hier mit friedlicher Absicht in der Landschaft.

Es war schon vor mir jemand da

Oben, auf dem Wilseder Berg, werde ich meiner Illusion des Alleinseins beraubt. Hier hat schon ein Mountain Biker seine Spuren in den Schnee gezogen. Für mich ist das ein Frevel, in dieser Welt der Fabelwesen mit einem schnöden Fahrrad herumzufahren. Wie kann man nur – und erst recht noch vor mir – seine Spuren im frischen Schnee hinterlassen. Ich bin empört. Unerhört. Naja, wenigstens ein bisschen.

Blick auf den Wilseder Berg

Mit dem Wilseder Berg habe ich nun auch den bisher höchsten Gipfel auf dem E1 erreicht. Ganze zwei Meter überragt er den Bungsberg in Schleswig-Holstein. In zwei Punkten hatte der Bungsberg aber die Nase vorn. Auf dem höchsten Berg in Schleswig-Holstein steht ein Fernmeldeturm. Wer die Besucherplattform erklimmt kommt über die 200 Höhenmeter hinaus. Und als Zweites, hatte ich im Sommer von dort oben eine wunderbare Aussicht. Hier hat es, wie schon am Tag vorher, um mich herum nur sattes Grau.

Google hat nicht immer recht

Nach soviel wenig Aussicht auf die Landschaft, lockt mich Wilsede mit der Aussicht auf einen schönen heißen Kaffee. Google sagt, dass die Milchhalle ab 11:00 Uhr geöffnet sei. Das passt doch bestens. Dann ist der Kaffee frisch, wenn ich eintreffe. Was Google nicht wusste, an der Tür der Milchhalle hängt ein Zettel, dass heute erst um 12:00 Uhr geöffnet wird. Dann muss der Kaffee wohl bis zur Ankunft in Bispingen warten.

Wilsede im Wintergewand

Bevor ich mich auf dem Weg zum Totengrund mache, schaue ich noch ein paar Kindern zu, die sich auf dem Schlitten hinter dem Auto durchs Dorf ziehen lassen. Ob ich mich auch auf den Schlitten setzen und dem Fahrer mein Ziel sagen sollte? Ein spaßiger Gedanke, aber das wäre nicht das gleiche wie ein Schritt vor den anderen zu setzen. So freue ich mich über den Schlitten für die Kids und die Wanderschuhe für mich.

Woher der Name Totengrund genau kommt, dazu gibt es mehrere Erklärungen. Vom Leichenzug der nicht über reguläre Straßen führen sollte, zu einem Toteisblock aus der Eiszeit, bis über einen Meteoriten der hier eingeschlagen sein soll. Mir ist das ein bisschen mehr als wurscht, wo der Name herkommt. Die tiefe Senke in der Heide, mit Ihren mystische verschneiten Wachholdersträuchern, beeindruckt auch ohne besondere Geschichte.

Das letzte Highlight vor dem Kaffee

Der Totengrund ist das letzte Highlight des Tages. Vorerst geht es auf den bisher bekannten Forstwegen weiter. Auch heute hat die Suche nach dem besten Weg, durch die Furchen der Waldmaschinen, nichts mit freudigem Wandern zu tun. Aus dem Wald herausgekommen, freue ich mich daher über den Asphalt. Endlich lässt es sich wieder vernünftig laufen. Durch Behringen durch, über das freie Feld in das nächste Dorf hinein.

Die Beine fliegen auf der ebenen Oberfläche nur so voran, bis die feine Straße wieder in einen Feldweg übergeht. Wieder brauche ich meine volle Konzentration, um nicht von den Furchen im Weg verschluckt zu werden. So sehr, dass ich das wichtige Kreuz am Wegesrand übersehe. Zum Glück rührt sich schon nach 300 Metern mein Bauchgefühl, mit einer Fehlermeldung. Also umdrehen und wieder zurückgehen.

Hier geht der E1 weiter?

Weit hinten, am grauen Horizont, taucht der Snow Dome von Bispingen auf. Dieses seltsame Gebilde an der A7, was es Menschen ermöglicht im Flachland auch im Hochsommer Ski zu fahren. Mein innerer Kompass ist nicht scheinbar nicht richtig genordert, denn gefühlt liegt das Bauwerk in der falschen Himmelsrichtung. Es dauert eine Weile bis mein Gefühl wieder mit der Realität verbunden ist. Dann liegt auch schon Bispingen vor mir.

Die Jugendherberge liegt am anderen Ende der Stadt, schon etwas außerhalb und direkt am E1. Dann wäre es doch schön, wenn vorher noch ein Lebensmittelladen für den Proviant für morgen auf dem Weg liegt. So ist es auch und noch viel besser. Es gibt dort auch einen Bäcker mit Café. Einen Kaffee für jetzt und einen Kaffee zum Nachholen später, kaufe ich noch Abendessen und Proviant für den nächsten Tag. Jetzt noch gut 10 Minuten bis zur Jugendherberge und ich kann als einziger Gast dort eine heiße Dusche und einen ruhigen Abend genießen.


  • Alter Lokschuppen in Buchholz

Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei “Hiking Europe” heruntergeladen.

“Original-Track von Hiking Europe / Undeloh Bispingen”



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