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Auf dem E1 von Buchholz i.d.N. nach Undeloh

Eine halbe Stunde später als geplant, verlasse ich den Zug in Buchholz. Im Sommer ist die halbe Stunde für eine fünfstündige Wanderung kein Thema. Im Winter sind die Tage, besonders hier im Norden, sehr kurz, mit Pausen, Fotografieren, Pippi machen, etc. ist das Tageslicht doch schon knapp bemessen. So lasse ich den geplanten Kaffee zum Start ausfallen und mache mich gleich auf den frisch verschneiten Weg.

Alter Lokschuppen in Buchholz

Der E1 führt aus Buchholz heraus durch die üblichen Vorstadtsiedlungen hindurch, hinaus in die Nordheide. Schon auf der letzten Etappe war der Übergang zwischen dem Hamburger Marschland und der Heide deutlich zu spüren und auch zu sehen. Die typische Heidelandschaft, die ich nun erreicht habe, wird mich ab jetzt für einige Etappen begleiten.

Der erste Gipfel südlich der Elbe

Jeder Schritt, der mich von der „Zivilisation“ entfernt, führt mich tiefer in die winterliche Stille der Wälder. Außer meinen Schritten auf der dünnen Schneedecke und ab und an einen Specht bei der Arbeit, ist hier fast nichts zu hören. Wie schön, dass niemand mit mir mitwandert. Ich fühle mich hier in dieser Stille mit dem Alleinsein im Jetzt so vollkommen aufgehoben.  

Fernsicht? Auf dem Brunsberg (129 Meter NHN)

Nach einer guten Stunde ist der höchsten „Gipfel“ des Tages erreicht. Mit seinen 129 Meter NHN bietet der Brunsberg mit Sicherheit eine schöne Aussicht auf die weiten Heidenflächen. Die Aussicht wurde allerdings kurzfristig durch ein einheitliches Grau ersetzt. So muss die Phantasie die schöne Landschaft selbst erschaffen. Morgen werde ich den höchsten Gipfel auf meiner bisherigen Wanderung auf dem E1 erreichen. Mal sehen ob dort die Phantasie auch wieder nachhelfen darf.

Ist das Natur?

Nach dem Gipfelerlebnis verläuft der E1 meist auf den, für die Heide typischen, schnurgeraden Forstwegen. Wie meist in unseren Wäldern, steht weniger die Natur als der Nutzen im Vordergrund. Böse gesagt, könnten wir den größten Teil unseres geliebten deutschen Waldes, auch als Holzstangenplantage bezeichnen.

Erntemikado

Und wie es sich für landwirtschaftliche Nutzflächen gehört, sind jetzt die Erntefahrzeuge voll im Einsatz. Auch wenn es nichts mit Waldromantik zu tun hat, bin ich von der Maschine beeindruckt, die sich, keine 20 Meter vom Weg entfernt, durch das Holz frisst. Ein großer Greifarm packt einen Baum kurz über der Wurzel, die Kettensäge heult kurz auf und schon legt der Arm den Baum zielgenau auf die Seite. Kaum ist dieser Arbeitsschritt abgeschlossen, folgt das Entasten und der Stamm wird in gleich lange Stücke geteilt. Es dauert keine fünf Minuten und das Holz liegt transportbereit im Wald.

Die Spuren der Arbeitsgeräte auf den Forstwegen machen das Wandern allerdings recht anstrengend. Die Forstwege gleichen oft eher einem Acker, als einem Wanderweg. Laufen ist auf den tiefen Profilabdrücken der Reifen kaum möglich. So sind die Augen meist mit dem besten Weg durch die Furchen beschäftigt, als mit der Umgebung.

Kein Kaffee in Handeloh

Handeloh liegt ziemlich genau auf halber Strecke und hat einen Supermarkt. Da ich noch einen kleinen Zeitpuffer habe und auch noch eine Mittagspause ansteht, hoffe ich darauf dort einen Kaffee trinken zu können und schwenke kurz von der geplanten Route ab. Zu Glück ist es nur ein kurzer Umweg, denn der Kaffee und die Pause müssen noch ein bisschen warten, hier gibt es keinen Bäcker.

Etwas außerhalb von Handeloh finde ich eine Bank. Dort sitzt zwar schon ein Schaf, aber das hölzerne Tier und ich, sollten dort schon miteinander auskommen. Während ich mit Käsebrot und Tee beschäftige, läuft, weit hinten über die Wiesen, ein Zweibeiner seinen Vierbeinern fuchtelnd hinterher. Die Pferde genießen sichtlich ihre Freiheit, die sie durch ein geöffnetes Tor auf der Koppel gewonnen haben. Herrchen oder Frauchen, es lässt sich über die Entfernung nicht so feststellen, scheint allerdings wenig begeistert.

Das ist keine Heidschnucke 😉

Nach der Stärkung geht es noch eine Weile über freies Feld weiter, bis der Weg im verträumten Seevetal wieder im Wald verschwindet. Im Sommer würde ich gerne meine Füße in der Seeve kühlen. Jetzt begnüge ich mich aber mit dem Gedanken an das erfrischende Wasser.

Forstwege sind Arbeitswege

Weiter geht es auf den bekannten Forstwegen. Die Wege führen schnurstracks geradeaus, ich mäandere zwischen den Furchen, auf der Suche nach halbwegs ebenen Abschnitten. Kurz vor dem Ziel wird der Weg dann nochmal zu einer besonderen Herausforderung. Die Pferde des nahen Reiterhofs haben den einst weichen Untergrund erst zu einer Buckelpiste zertreten, der Frost hat die Furchen dann erstarren lassen und der Schnee legt sein weißes Tuch der Unschuld darüber. So verschwinden die tiefen Löcher unsichtbar unter seiner weißen Decke. Zum Laufen absolut nicht geeignet.

Ich erreiche Undeloh

Ich freue mich selten über Asphalt beim Wandern, aber heute ist die glatte Straßendecke, am Ortseingang von Undeloh, ein kleines Stück Himmel. Wie auf Wolken erreiche ich die Teestube und freue mich jetzt auf eine schöne Tasse Kaffee und eine Waffel mit Obst und Eis.

Am alten Schmiedehof

Nach dieser tollen Stärkung, ist das Gestolper über die Wege schnell vergessen und ich mache mich auf dem Weg durch den schnuckeligen Heideort, zum Hotel. Mittlerweile ist es schon dunkel und das wenige Licht der Straßenlaternen glitzert im Schnee. Lediglich die großen Parkplätze, in der Nähe des Hotels, lassen etwas von der sommerlichen Betriebsamkeit erahnen. Mit nur vier anderen Gästen, genießen wir jetzt die volle Aufmerksamkeit des freundlichen Personals. Nach dem Abendessen freue ich mich auf die erste Übernachtung auf meiner Wanderung auf dem E1.


  • Alter Lokschuppen in Buchholz

Der Verlauf meiner Etappen auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei „Hiking Europe“ heruntergeladen.

„Original-Track von Hiking Europe / Buchholz i. d. N.“ – Undeloh



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