Auf dem E1 von Schleswig nach Ascheffel
Zum dritten und jetzt aber letzten Mal, sehe ich den, sagen wir mal, – interessanten – Bahnhof in Schleswig. Kurz vor neun öffnet sich die Bustür und ich steige in die Stille des sonntäglichen Morgens aus. Naja, Stille ist hier relativ. Ich kann Rabens noch nicht sehen, aber die schwarze Familie ist schon deutlich zu hören. Oben in den Baumkronen werden lautstark die Pläne für den Tag bekräht. Bis zur ersten Bäckerei sind es nur wenige Minuten und so stärke ich mich noch ein letztes Mal mit einem Milchkaffee und einem Rosinenbrötchen. Bis zum Ende des Tages werde ich auf keine Zivilisation mehr treffen.
Irgendwie ist es seltsam. Hier an der Schlei bin ich schon oft mit dem Fahrrad entlanggefahren und kenne fast jeden Winkel. Doch heute, zu Fuß, sieht, riecht und hört es sich so merkwürdig fremd und doch vertraut an. Ein leichter Dunst hängt noch über dem Wasser, taucht das gegenüberliegende Ufer in sanftes Licht. Einige Enten kümmern sich überhaupt nicht um diese Idylle. Lautstark wird geschnattert, mit den Flügen geschlagen und sich um ein Weibchen gestritten. Wer nachher der Vater der Nachkommen sein wird, das lässt sich in dem Tumult wohl kaum noch feststellen. Dem Entenweibchen dürfte das auch egal sein. Hauptsache die Kerls sind fertig und lassen sie dann in Ruhe. Ganz einvernehmlich war der Sex wohl eher nicht gewesen.
Handelsmetropole Haithabu
Der E1 verläuft auf dem Ringwall um Haithabu herum. Der einstigen Metropole europäischer Handelsreisender, genannt Wikinger. Sie trieben Handel mit der ganzen bis dahin bekannten Welt. Fernwandern nur so aus Spaß, war aber noch nicht ihr Ding. Nach gut einer Stunde erreiche ich eine Rasthütte für Pilger. Den Pilgern sei Dank. Sonst sind Rastplätze für Wandervolk in Schleswig-Holstein eher selten. Und solch luxuriöse Hütten absolute Seltenheit.
Kurz nach der Hütte will mich der Track, den ich mir von e1.hiking-europe.eu runtergeladen habe, nach links führen. Sollte es hier nicht nach rechts zur Selker Mühle gehen? Die Pilgerroute geht doch auch nach rechts. Ich weigere mich den Kreuzen nach links zu folgen und treffe nach kurzer Zeit wieder auf die gewohnte Markierung durch die Selker Mühle durch. Warum auch immer, ist der offizielle E1 jetzt verlegt worden. Führt durch den Ort und lässt das Kleinod Selker Mühle aus. Nur die Pilger werden hier noch durchgelotst. Das verstehe wer will.
Tote Frösche und viel Asphalt
Nach der Mühle kommt wieder eines der typischen Abschnitte auf der Straße. Das auf der Straße laufen echt sch… ist, das hat auch der platte Frosch vor meinen Füßen und mehr als 20 seiner Kumpels zu spüren bekommen. Kollateralschäden unserer Zivilisation.
So langsam artet diese Etappe wieder in zähes Geschlappe auf Asphalt in meditativer Landschaft aus. Kilometer um Kilometer vergeht. Ich esse im Laufe weil es nichts zu Rasten gibt. Nicht mal, dass ich am Arsch der Welt vorbeikomme, so steht es auf dem selbstgemalten Schild in Nordholz, amüsiert mich.
In den Hüttis erreiche ich den ersten „Gipfel“
Dann erreiche ich endlich die Hüttis. So nennen wir liebevoll das Waldgebiet im Naturpark Hüttener Berge. Hier gibt es fast keinen Weg den ich nicht schon unter den Füßen hatte. Ein kleines Paradies für Wanderfreunde hier im Hohen Norden. In diesem Wald wartet auch der erste Gipfel des E1 in Deutschland auf die Wanderer. Auf atemberaubenden 96 Metern über dem Meer stehen Tisch und Bänke um nach dem harten Anstieg zu Verschnaufen. Und wie es sich gehört, gibt es dort auch ein Gipfelbuch.
Nach der Besteigung dieses „Berges“ verlasse ich den E1, um nach Ascheffel zur Bushaltestelle zu laufen. Bis nach Hause ist es nur ein Katzensprung. Dort wartet eine warme Dusche auf mich. Und das nächste Mal fahre ich dann wieder die 15 Kilometer wieder zurück gen Westen, um dann 27 Kilometer auf dem E1 in Richtung Osten zu meiner Lieblingseisdiele zurück zu wandern. Das ist doch mal ein Plan.
Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei „Hiking Europe“ heruntergeladen.
2 Comments
Michael-wandert
ein Homerun sozusagen …
Wolfgang Kromat
Ja fast, Eher die nächste Etappe von Ascheffel von Eckernförde. Besonders wichtig am Ziel ist das Eiscafè 😉