Auf dem E1 von Plön nach Eutin
Das Wetter schaut aus wie Wolfgang sich fühlt. Trüb und vermatscht. Zu allem Verdruss werde ich in Plön vom Regen empfangen. Noch schnell ein Beweisfoto für die Farblosigkeit des Tages und schon blinzelt kurz die Sonne zwischen dem Grau hervor. Ich könnte, wenn ich wollte, soll das wohl bedeuten. Sie will aber nicht und lässt dem nächsten Regenschauer den Vortritt.
Da muss erst mal ein Kaffee zur Rettung her. Warum auch Immer will draußen keiner sitzen und innen im Café hält die Rentnergang jeden Platz besetzt. Na dann geh ich halt erst mal zum Schloss hoch. Nachdem das Plöner Schloss ausreichen gewürdigt ist, mache ich einen zweiten Versuch im Café. Na, geht doch. Ein Platz für einen müden Wanderer ist jetzt frei.
Heute wird der Tag der Seen. Edebergsee, Behler See, Langensee, Großer Madebrökensee, Höftsee, Dieksee, Kellersee und Eutiner See gibt’s zu sehen. Jetzt seh ich aber erst mal zu, dass der Plöner See mich sieht. Auf geht’s. Pack ma’s.
Von See zu See – ein Seegang sozusagen
Den Gehzeugen mangelt es heute auch an Motivation. Sie machen Dienst nach Vorschrift. Ein Fuß vor den anderen laufen sie entlang des Plöner Sees. Immerhin geht’s voran. Schummelisten unter dem Wandervolk könnten am Edebergsee, vom Anleger Gasthaus Fegetasche, mit dem Boot nach Bad Malente fahren. Ob es wirklich Schummeln wäre, ein kleines Stück aus einer anderen Perspektive zu entdecken? Ich bleibe beim Laufen.
Am Abzweig zum Dieksee in Niederkleveez versteckt sich die Villa Osterberg hinter großen Bäumen und einem Wirrwarr an Gestrüpp. Ein Traum von einem Haus mit eingestürztem Dach und anmutiger Freitreppe wartet darauf, aus seinem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Der Wecker sollte allerdings bald klingeln, sonst ist nichts mehr zum Erwecken da.
Große Gebäude in Bad Malente
Pünktlich zur Mittagszeit finde ich eine Pausenbank unter ein paar Bäumen. Und auch pünktlich zur Pause gibt es den nächsten Schauer. Es schauert so schwach, dass die Tropfen es nicht durch das Blätterdach schaffen. Na das passt doch.
Weiter geht’s am Dieksee entlang Richtung Bad Malente. Den ersten Blick auf Bad Malente kann ich auf das Strandbad erhaschen. Den zweiten Blick auf einen völlig überdimensionierten Betonkasten in Bestlage aus den 70ern.
An der Promenade fällt es noch nicht auf, dass die ehemalige Kurstadt schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. Auf der Suche nach einer Tasse Kaffee, zweige ich vom E1 in die Einkaufsstraße ab. Hier wird dann deutlich, dass die 70er und 80er nicht mehr den Bedürfnissen von heute entsprechen.
So a saudummer Doag …
Neben der wenig einladenden Gastronomie, nervt mich der Lärm der Autos die durch die Straße toben. Ich nehme wieder Kurs auf die eigentliche Route und finde direkt am Kellersee ein kleines Café. Das passt doch. Hier in Bad Malente habe ich etwa die erste Hälfte – ca. 210 Kilometer – des E1 in Schleswig-Holstein hinter mir. Das feiere ich jetzt mit einer Waffel und einem Milchkaffee.
Das Fett in der Waffel motzt schon auf den ersten Metern nach der Pause.
„So a saudummer Doag i woas nicht recht woas i mog …“, macht sich plötzlich der Refrain aus Weckers Feder in meinem Kopf breit. Recht hat er und das Wetter gibt sich auch keine Mühe das zu ändern. Und wenn ich ehrlich bin: „Und wenn is wüsst, nachherd kannt i net so wiar i wui“.
Auch diese Textpassage passt wie der A… auf dem Eimer. Mir taugts halt heut garnet so recht.
Dabei müsste es doch so richtig schön sein. Die Strecke um den Kellersee ist mein persönlicher Favorit in der Region. Meine liebste Badestelle liegt auf dem Weg und am Ende wartet Eutin mit seiner schönen Promenade am See und dem frisch herausgeputztem historischen Markplatz. Die Stimmung bleibt aber bis Eutin dem Wetter angepasst.
Gar seltsame Dinge geschehen mit mir
Kurz vor Eutin geschieht dann etwas sehr Sonderbares. Während ich mich mit dem besten Bildausschnitt für ein Foto beschäftige, fangen meine Beine an zu kribbeln. Als hätte ich einen Hungerast, werden sie ganz weich und ich stehe nicht mehr sicher. Das Gefühl kenne ich, dass es sich nur auf die Beine und die Region um den Po beschränkt, das ist ungewöhnliche. Naja, ist nicht weiter wild, denke ich. Dann mache ich kurz eine Pause und futtere noch eine Banane. Es dauert dann auch keine 10 Minuten und ich bin wieder fit. Das ging aber schnell.
Zuhause angekommen bin ich dann noch unter die Dusche gehüpft, um den Staub des Tages abzuwaschen. Dabei habe ich auf der Innenseite am linken Bein, knapp über der Socke, zwei unterblutete Male entdeckt. Die Außenseite des Beins war bis zum Knie übersäht mit Rötungen wie sie von einem allergischen Schock herrühren könnten. Es war wohl doch kein Hungerast.
Für was gibt es Gruppen auf Facebook. Ich beschreibe mein Phänomen in einer Wandergruppe und es dauert keine 10 Minuten und ich bekomme von mehreren Mitgliedern die Diagnose „Wanderkrätze“. Alle Beschreibungen die ich daraufhin finde, passen perfekt auf das was vorgefallen ist. Danke für die schnelle Hilfe. Es war halt doch „a saudummer Doag“.
PS: Den Wandertag habe ich mit einem Roseneis in der Rosenstadt Eutin abgeschlossen. So kam zum Schluss noch ein kulinarischer Farbtupfer in den trüben Wandertag.
Der Verlauf meiner Etappe auf Komoot, entspricht nicht immer dem original Verlauf des E1. Manchmal habe ich mich verlaufen oder ich musste noch bis zum nächsten Bahnhof weitergehen. Die originalen Etappen habe ich vorher bei “Hiking Europe” heruntergeladen.