Via del Lupo
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Sommerradreise von Lüneburg nach Lohr am Main – Tag 3

Von Gifhorn / Tankumsee nach Bad Harzburg

Pünktlich zum Aufstehen schickt der Wetterverantwortliche einen kurzen Schauer übers Land. Es reicht geradeso um das Zelt nass zu machen. Mögen ihm die Mäuse seine Tagesration Schokolade wegknabbern. Ich gebe dem Wetter noch eine Chance mein Zelt wieder zu trocknen und mache mich erst mal frisch.

So schnell geht das mit dem Trocknen am Morgen nicht. Das Zelt steckt nun halb nass wieder in seiner Tasche. Noch ein letzter Blick über den Tankumsee und dann rollen die Räder wieder in Richtung Süden. Auch heute folge ich überwiegend der Route, die ich 2011 schon genommen hatte.

Das Landschaftsbild ändert sich

Landschaftlich ist mir die Region als Überbrückungsregion zwischen Heide und Harz hängengeblieben. Ohne besondere Highlights oder besondere Tiefen. Wer aber etwas genauer hinschaut, dem wird auffallen, dass die Heide zu Ende ist. Landwirtschaft prägt nun die Region und auch die Dörfer ändern ihr Erscheinungsbild. Verputzte Fachwerkhäuser bestimmen immer häufiger das Ortsbild. Der Norden verabschiedet sich und die Mitte unserer bunten Republik sagt hallo.

Holländerwindmühle bei Meine

Noch einmal fahre ich über einen Kanal. Diesmal ist es der Mittellandkanal, der Elbe-Seitenkanal hat sich unbemerkt von mir verabschiedet. Nur kurze Zeit später ist dann auch schon die Peripherie von Braunschweig erreicht. Die Stadt glänzt auch diesmal nicht mit guten Radwegen und schon gar nicht mit verständlicher Verkehrsführung. 2011 hatte mich ein Radler in Lederhosen gerettet und ist als Guide mit seinem alten Dreigangrad vor mir her geradelt. Heute sagt mir zum Glück mein Navi wie es weitergeht. Die schöne Technik vereinfacht das Leben, reduziert aber auch spontane Kontakte.

Auch wenn es in der „Löwen Stadt“ einige recht hübsche Eckern gibt und die Wissenschaft hier sehr stark ist, werde ich mit Braunschweig nicht so recht warm. So freue ich mich über den Weg nach draußen. Fast acht Kilometer braucht es, um die letzten Häuser der Vororte hinter sich zu lassen. Acht Kilometer die durch eine sattgrüne Auenlandschaft entlang der Oker verlaufen. Diese grüne Ader der Stadt ist mein persönliches Highlight.

Fachwerkhäuser, Kalorien und erste Hinweise auf den Harz

Schon kurz darauf ist Wolfenbüttel erreicht. Im Stadtzentrum befindet sich das zweitgrößte erhaltene Schloss in Niedersachsens. Nach kurzer Beschichtung zieht es mich zu einem Kaffee, mit dazugehörigen Kalorien, in die Innenstadt, mit ihren gepflegten Fachwerkhäusern.

Altstadt von Wolfenbüttel

Auf dem Weg raus aus Wolfenbüttel, kann ich auf den Straßenschildern die ersten Hinweise auf den Harz entdecken. So folge ich dem Harztorwall weiter Richtung Süden. Bei Werlaburgdorf verlasse ich den Weser-Harz-Heide-Radweg. Das hat erst zur Folge, dass ich auf Kopfsteinpflaster ordentlich geschüttelt werde, dann über einen Berg fahre und oben angekommen, eine schönen Aussicht auf den Harz habe.

Schon kurze Zeit später weiche ich von der neu geplanten Route ab. Erst schimpfe ich über die üble Schotterpiste, dann treffe ich auf einen wunderbaren Wildcampingspot. Im weiteren Verlauf wird der Weg dann immer schöner für das Auge, aber das Gerüttel weniger schön für die Knochen. Ob es nun der schönere Weg war, als meine ursprünglich geplante Route. Wer weiß das schon.

Von hier an geht es bergauf mit mir

In Vienenburg zwickt der erste borstige Anstieg in den Beinen. Wie schön, dass die Vienenburg da zur kurzen Besichtigung einlädt. Die historische Burganlage wurde weitestgehend restauriert und kann heute u.a. als Veranstaltungsort genutzt werden und einige der Gebäude, der „Borch op de Fiene“, wurden zu Wohnungen umgebaut. All das erfahre ich von einer netten Vienenburgerin, die mit ihrer Enkelin einen Spaziergang um die Burg macht.

Die Vienenburg im Inneren

Die Steigung zur Burg war aber noch nicht alles. Von hier aus geht es nun bis kurz vor dem Tagesziel weiter stetig Berg an. Deutlich spüre ich, wie mir die letzten Tage auf dem Rad und der wieder aufkommende Gegenwind, meine Kräfte aufgezehrt hat. Immerhin bin ich seit gut drei Jahren nicht mehr mehrere Tage am Stück mit dem Rad gefahren. Es wird Zeit, dass ich mein heutiges Ziel erreiche. Ich brauche eine Pause.

Der Harz liegt jetzt direkt vor mir

Irgendwo hier, den Harz schon direkt vor der Nase, hatte ich mich 2011 verfahren, hatte die Orientierung verloren. Die Kraft war aufgebraucht und ich wollte nur noch ankommen. Wie schön, dass auch hier das Navi wieder bestens Bescheid weiß. Ich habe Zeit die Umgebung wahrzunehmen und die nette Stimme am Lenker sagt mir wie es weitergeht.

Den Harz vor Augen

Auch diesen Campingplatz kenne ich aus 2011. Nur erwartet mich diesmal kein freundliches Empfangsgebäude mit ebenso freundlichen Menschen. An dessen Stelle ist ein Boutique Hotel entstanden. Zum Campingplatz muss ich noch einige 100 Meter weiter Berg ab, vorbei an überwucherten ehemaligen Campingterrassen, fahren. Dort erwartet mich ein Container als Rezeption. Auch wenn alles soweit okay ist und die Sanitäranlagen sehr neu und sauber sind, fühlt es sich hier nicht mehr so freundlich an.

Nachdem das Zelt aufgebaut ist, gehe ich duschen und mache dann noch einen ausgiebigen Spaziergang um das Gelände herum. Wieder zurück, haben sich zwei weitere Radler dazugesellt. Eine Frau aus den Niederlanden, mit Gepäck für eine Weltreise und ein Mann aus dem Norden der Republik. Dass in die zwei Taschen am seinem Rad noch ein Zelt reinpasst, erstaunt mich doch sehr. Mit meinem Gepäck stelle ich hier das Mittelmaß dar. Wir unterhalten uns noch ein bisschen, dann treibt uns der Regen in die Stoffbehausungen. Und bevor ich noch etwas denken kann, bin ich auch schon eingeschlafen.


  • Mittellandkanal


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