Von der Elbe ins Havelland 1. Tag
Vom Bahnhof Lauenburg aus, suche ich den Elberadweg. Irgendwie erschließt sich mir die Beschilderung nicht ganz. Die junge Frau, die mir mit ihrem beladenen Rad entgegenkommt, scheint damit weniger Probleme zu haben. Nach einigen Irrwegen sehe ich sie wieder vor mir den Berg hinauffahren. Wir treffen uns noch kurz an einer Ampel, dann biegt sie aber Richtung Alte Salzstraße ab.
Den Track zu meiner Tour habe ich vorher von der ehemaligen Zeitschrift Trekkingbike runtergeladen. Nach den ersten Wirren, verlasse ich mich dann auf die Ansagen von Komoot und suche nicht mehr nach Schildern. Warum auch immer der Autor der Zeitschrift diese Seite der Elbe ausgesucht hat, entlang dieser Straße sehe ich keine Elbe und Landschaftlich ist es auch eher so und lala. Es ist schon fast Mittag und der Magen quengelt mich an. So hoppele ich über einen Wiesenpfad an das Elbeufer, zu meiner ersten Pause. Und das nach gerade mal 10 Kilometern. Die Sonne gibt sich schon reichlich Mühe mir ein kleines Loch in den Pelz zu brennen, während ich gemütlich mein Käsebrötchen und die Kekse verdrücke.
Kurz vor Boizenburg lockt ein Aussichtpunkt, hoch über der Elbe, mit seiner Aussicht. Wenn ich dem Track jetzt folgen würde, müsste ich außen um Boizenburg herum fahren und würde nichts von der Stadt mitbekommen. Ich entscheide mich für die Durchfahrt und bekomme zuerst einmal Kopfsteinpflaster mit. Ein beliebtes Hobby der Stadtplaner auf meiner Tour, wie ich später noch feststellen werde. Optisch mag das vielleicht noch ganz nett sein, aber zu Radfahren? Meine Knochen sagen eindeutig nein. Boizenburgs Innenstadt ist recht hübsch, aber nicht sonderlich lebendig. Einzig ein Eiscafé lädt ein, die Sonne zu genießen. Sonst kaum ein Geschäft oder andere Gastronomie.
Soooo viel Landschaft
Was danach kommt lässt sich mit einem Wort zusammenfassen – Landschaft. Viel, viel Auenlandschaft. Die Räder rollen und das Land zieht vorbei. Ab und an unterbrochen von ein paar wenigen Häusern, die sich hinter den Deich ducken. Um nicht zu schnell an allem vorbei zu fahren, wird er Gegenwind im Laufe des Tages immer stärker. Steht am Anfang noch oft die Zwei auf dem Tacho vorn, wird sie bald schon dauerhaft von der Eins abgelöst. Das Tempo sinkt nach und nach. Erst so um 18 km/h, dann sind es eher so 16 km/h und irgendwann mal bremst mich eine heftige Böe spontan bis auf 13 km/h runter. Auch die Insekten verlieren dezent den Halt. Eines davon rauscht, als schwarzer Punkt, ungebremst auf mich zu und bremst mit einem dumpfen Popp auf meiner Stirn. Der Einschlag hat gesessen.
Hin und wieder sammeln sich ein paar Häuser zu einem kleinen Dorf. Die ausgesuchte Route führt allerdings immer daran vorbei. Da diese Dörfer für mich ein Teil der Region sind, wage ich öfter mal einen Schlenker zwischen den Häusern durch. Hier findet sich auch öfter mal Gastronomie an. Bei diesem Wetter, sind die Plätze in der Sonne aber meist schon vergeben.
Fährmann hol über
Von der Fähre lasse ich mich, mit einigen anderen Radfahrern, nach Hitzacker rüber bringen. Hier sollte meine Tagesetappe eigentlich enden. Dieses blöde eigentlich. In der Erinnerung gab es hier einen Campingplatz. Jetzt wo ich Google mit der Suche beauftrage, finden sich nur noch Wohnmobilstellplätze. Gefühlt alle 10 Kilometer sind sie in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Nur Platz für eine Stoffhütte gibt es nicht. Es bleibt nur einige Kilometer zurückzufahren oder 22 Kilometer weiter gen Osten. Der Wind hat etwas nachgelassen, also auf in den Osten.
Die Entscheidung erweist sich als goldrichtig. Der Hafenmeister und Platzwart empfängt mich mit einem freundliche Du und freut sich über seinen ersten Radfahrer in diesem Jahr. Es seien fast nur noch Tagesradfahrer unterwegs wundert er sich. „Sie kommen mit ihren Wohnmobilen und den Rädern am Heck festgebunden und machen dann hier oder da einen Tagesausflug. So richtige Reiseradfahrer werden langsam weniger“, sinniert er. Er freue sich schon darauf wenn die Saison wieder so richtig losgeht. Dann kommen die Kanuten und die Radfahrer und dann ist sein Platz wieder von einem bunten Völkchen besiedelt. Wie könnte man da widersprechen.
Nach dem Zeltaufbau und dem Duschen, siegt die Faulheit über die Kochkunst. Um den Hunger zu bändigen, reichen auch ein paar Brötchen und Kekse. Das Radler zum Essen, habe ich vorher noch vom Platzwart erstanden. Jetzt noch ein kurzer Spaziergang und dann geht es husch, in den Schlafsack. Gute Nacht.