Tochter und Vater auf dem MainRadweg / Tag 6
Von Würzburg nach Volkach / 67,8 Km, 3:58 Std.
Nach ausgiebigstem Ausschlafen, in einem weichen Bett, ist Jarla am Morgen wieder richtig motiviert. Auch der Bauch hat sich auch wieder beruhigt. Ohne das Zeltgeraffel sind die Sachen schnell gepackt und wir sind wieder bereit für einen neuen Tag. Im Frühstücksraum der Jugendherberge, ist schon ordentlich was los. Ein babylonisches Sprachen-Kuddelmuddel, fordert unsere Ohren. Würzburg ist alles andere als nur bayrisch. Halt, stopp. Entschuldigung, fränkisch. Hier trifft sich die Welt und das hört sich sehr spanisch, holländisch, asiatisch und nach vielem mehr an.
Zum Auschecken, treffen wir an der Rezeption Kirsten an. Sie wurde mir schon am Vortag von ihrer Kollegin angekündigt. Ich solle ihr doch ein paar schöne Grüße aus Eckernförde sagen, darüber würde sich die Ex-Schleswig-Holsteinerin sehr freuen. Mach ich dann auch prompt und wir kommen so noch ein wenig ins Gespräch. Seit 36 Jahren lebt Kirsten hier in der Frankenmetropole und wünscht sich wieder zurück in den Norden. Ich schlage ihr einen Arbeitsplatztausch vor. Ich würde gerne wieder südlich des Weißwurschtäquators leben. Aus dem Tausch wird leider nichts.
Genussradeln und Badefreuden
Fast 20 Kilometer geht es, von Würzburg aus, den Main aufwärts, auf aller besten Asphalt. Platz für drei bis vier Radler nebeneinander ist vorhanden, so dass wir immer nebeneinander fahren können. Das Radfahren ist hier einfach ein Genuss. Wir fahren durch Sommerhausen und sind froh, dass wir nicht auf der anderen Seite durch Winterhausen fahren müssen. Wer will schon bei diesem genialen Wetter im Winter hausen?
In Marktbreit stoppt uns wieder einmal einer der vielen Spielplätze. Diesmal mit einer Badestelle und Sonnensegeln über Tische und Bänke. Das passt auch bestens mit der Mittagspause und so stellen wir unsere Räder ab. Jarla nutzt natürlich sofort die Einladung zum ins Wasser springen. Die Bucht ist schön sandig und zum Main hin verhindert ein Steinwall das unbeabsichtigte Entschwinden der Kinder.
Gestärkt und erfrischt fahren wir dann weiter bis nach Ochsenfurt. Jarla hat ihre Sonnenbrille verdöselt. Mal sehen ob wir hier einen Ersatz bekommen. Wir schlendern durch die Altstadt, schauen uns die alten Häuser an, beobachten einen Polizisten wie er diese unangenehmen Zettel an die Scheiben einiger Autos klemmt, finden ein Geschäft mit Sonnenbrillen, aber keine passende und dann stehen wir am Ende der Fußgängerzone und rätseln wie es nun weiter geht. Wir müssen nicht lange Rätseln, da sind wir schon als Suchende erkannt und bekommen Hilfe angeboten.
Wir fahren die Schleife, nicht die Gerade
Vor Sommerach könnten wir jetzt eigentlich unsere Tagesetappe um einige Kilometer verkürzen, wenn wir am Mainkanal entlang fahren würden. Die vielen Schleifen des Mains, sind für die Schifffahrt natürlich lästig, lassen sich wegen der überwiegend bergigen Umgebung aber nur mit enormem Aufwand umgehen. Zwischen Sommerach und Volkach war die Topographie allerdings gnädig. So konnte der Main hier in ein künstliches Bett umgeleitet werden. Ich möchte aber die Schleife auch kennenlernen und erzähle Jarla erst einige Zeit später von der verpassten Abkürzung. Der Protest darüber hält sich aber in sehr bescheidenen Grenzen.
Wir rollen durch das Stadttor von Sommerach. Noch ist es zu früh und zu warm um vor den Wirtschaften im Dorf seinen Wein zu genießen. Es sind nur wenige Gäste, die jetzt schon unter den Sonnenschirmen nach Schatten und Erfrischung suchen. Wenn sich die Sonne langsam zum Schlafen neigt, dann wird mit Sicherheit das ein oder andere Glas fränkischer Kabinett- oder Spätlesewein den Gaumen von Genießern verwöhnen.
Noch sind die Trauben an den Reben recht klein und brauchen wohl noch ein wenig die üppige Sonne aus der Region. Auch ein wenig Regen kann vermutlich nicht schaden. Wo nicht gegossen wird, sind die Böden knochentrocken und Steinhart.
Viel Platz auf dem Campingplatz
Selbst für Radfahrer mit einem kleinem Zelt, hat der Campingplatz Ankergrund in Volkach nur noch wenige Plätze frei. Eine Gruppe von vier Motoradfahrern die nach uns kommt, wird zwar auch noch aufgenommen, dann ist aber nur noch Platz für ein oder zwei kleine Zelte. Nicht, dass die Zelte stehen würden wie die Heringe in der Dose. Nein, es soll noch ein bisschen Freiraum bleiben, damit sich die Gäste auch wohlfühlen. Das tun wir auch.
Nach dem Zeltaufbau wollen wir den ausgeschilderten Sandstrand aufsuchen. Sandstrand? Naja, es gibt zwar Sand aber so richtig Strand ist es nicht. Ins Wasser führt eine Plattform mit Leiter und ein paar Meter weiter im Main schwimmt eine Badeinsel. Klar das Jarla keine 2 Minuten braucht, um in das für mich viel zu kalte Nass zu verschwinden. Wir machen noch ein paar Serienaufnahmen von unseren Sprüngen ins Wasser. Bei Jarla gibt es eine schöne Serie vom Sprung bis zum Eintauchen. Bei mir ein Bild in sehr unvorteilhafter Haltung. Sieht eher aus wie stolpernder Schwan. Vielleicht hätte ich ihr die Funktion mit der Serienaufnahme besser zeigen sollen.
Nach dem Bad im Main, wird noch das neue Sanitärgebäude, in Form einer Holzschachtel, hoch über dem Platz, getestet. Vor Hochwasser sicher, steht es auf Stelzen und ist nicht nur von außen superschick, auch innen wirkt es modern und frisch. Bei den Campingplatzpreisen bin ich schon erstaunt über die gebotene Qualität. Hier habe ich schon für deutlich mehr Geld Dinge erlebt, von denen man nicht mal träumen möchte.
Unsere Radtour entlang des Mains, habe ich diesmal nicht aufgezeichnet. Tracks und Infos gibt es in Hülle und Fülle, da muss ich nicht auch noch die Datenwelt vollmüllen. Die Route mit vielen Tipps, kann man unter anderem auf der offiziellen Seite des Mainradwegs anschauen und auch herunterladen.