Sommerradreise Rhein und Lago di Constanza – Tag 1
Von Müllheim nach Lörrach
Es gibt wunderbare Verbindungen mit der Bahn quer durch Deutschland. Für nicht mal 30,00 Euro hätte ich, ohne lange Umsteigezeiten, bequem durch die Nacht bis nach Müllheim fahren können. Hätte, hätte. Genau sechs Monate vor Abreise sitze ich am Rechner, um direkt um 0:00 Uhr auf den Buchen-Button zu klicken. Doch die Tickets für die Radplätze sind schon verkauft. Und das um 10 nach. Nein nicht 10 Minuten – 10 Sekunden haben für den Ausverkauf gereicht. So ein … böses Wort mit S. Okay, dann muss ich halt in den – „ichmussnachtslangeaufeinenkaltenbahnhofwarten“ – Apfel beißen.
In Hamburg durfte ich zwei Stunden der Nacht, mit vielerlei seltsamen Gestalten, in mehr oder minder nicht nüchternen Zustand, verbringen. Während einer davon sich deutlich hörbar seines Mageninhalts entledigte, um Platz für frischen Stoff zu schaffen, war ich bemüht, ohne großes Aufsehen, mir einen anderen dieser Gestalten vom Leib zu halten.
Endlich verlasse ich Hamburg
Im ICE hat sich dann noch eine Person ohne Fahrkarte dazwischen geschmuggelt. Sie durfte aber an der nächsten Station, mit einer freundlichen Aufforderung ein erhöhtes Fahrgastentgelt zu bezahlen, unseren Waggon wieder verlassen. Bis auf die kurzen Störungen anderer Radler, die ihr Rad, wegen einer defekten Tür zum Waggon, durch die Sitzreihen dirigieren mussten, blieb es dann bis Freiburg sehr entspannt. Augen zu, Augen auf und Augen wieder zu. So richtig schlafen konnte ich nicht, aber immer noch besser als gähnend im Auto zu sitzen.
Den größten Teil der 20 Minuten Umsteigezeit in Freiburg, habe ich damit verbracht das Gleis zu wechseln, um an einen Kaffee zu kommen. Dank Baustellen und zu kleinen Aufzügen blieb es beim Versuch. Der Zug nach Müllheim fährt ein und ich muss mein Rad die Treppe hoch eseln, um ihn nicht zu verpassen.
Ein wohlverdienter Kaffee und dann dürfen die Räder rollen
In Müllheim gab es dann endlich den ersehnten Kaffee. Nach der Stärkung konnten die Räder dann endlich zum Rhein runter rollen. Stooopp, da war noch was. Ja, ich muss mich noch testen lassen. Zwei Ecken weiter gibt es ein Testcentrum. Stäbchen in den Rüssel und schon sitze ich wieder auf dem Rad. Ergebnis kommt nachher per Mail. Jetzt müsste ich nur noch den Weg zum Rhein runter finden. Die Route hatte ich ohne die Baustelle geplant. Bevor ich aber richtig ratlos auf mein Smartphone schauen kann, spricht mich ein älterer Herr an und keine 10 Minuten später knirscht der feine Kies am Rheinradweg unter den Reifen.
So prickelnd ist der Radweg dann auch wieder nicht. Den Rhein kann man bestenfalls durch kurzes Aufblitzen zwischen den Bäumen erkennen und die steile Uferböschung vereitelt den persönlichen Kontakt mit dem Fließgewässer. Da kommt das Schild nach Lörrach genau richtig. Von hier ab, ab durch die Dörfer. Ein kleiner Hinweis auf 7% Steigung wird freundlich ignoriert. Es wird wohl nur ein kurzer Abschnitt sein. 200 Höhenmeter und einige Abschnitte mit über 10 % Steigung später, wird das T-Shirt langsam feucht. 27 Grad und feuchte Luft kühlen einfach nicht ausreichend.
Endlich oben angekommen, geht es ohne Pause weiter. Ich will nicht im Hitzestau dahinschmelzen. Die dunklen Wolken nehme ich noch nicht ernst. Ich bin ja in der sonnenreichsten Gegend Deutschlands. Außerdem muss es ja auch gleich wieder abwärts gehen. Bis es abwärts geht, hat die durchaus attraktive Landschaft noch einige Auf’s und Ab’s eingestreut. Und die Wolken erfreuen die Natur mit ihrem Inhalt.
Der erste Tag geht zu Ende
Die letzten 4 Kilometer zum Campingplatz überlasse ich Google die Führung. Aber warum soll ich für die kurze Strecke nochmal 26 Minuten brauchen? Ganz einfach – hinter dem nächsten Ort geht es nochmals knackig den Berg hoch. Jetzt bin ich auch unter den Regenklamotten nass.
Am Ende des Tages waren es auf 40 km etwas über 400 Höhenmeter. Und das, ohne jegliches Training und mit Gepäck. Dass ich das Zelt im Regen aufbauen musste, ist da schon nicht mehr wichtig. Eine Stunde schlafen und schon ist nichts mehr vom Regen zu hören. Hallo erster Abend auf dem Campingplatz, ich grüße dich.