Zu Fuß im winterlichen Westharz

Im Westharz liegt Schnee, so die aussichtsreiche Auskunft von WetterOnline. Genau die richtige Auskunft für drei freie Tage. Die Rucksäcke sind schnell gepackt, diesmal angereichert mit dem was wir für eine Tour im Schnee für wichtig halten. Eine günstige kleine Ferienwohnung in Altenau soll unser Basislager werden. Auf geht’s.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto weißer wird die Landschaft. In Altenau liegt dann schon so viel Schnee, dass dort einige Straßen vorübergehend zu Einbahnstraßen umfunktioniert wurden.  Viel zu eng sind die Straßen durch den aufgetürmten Schnee geworden. Und genauso eng geht es dann auch auf den Gehsteigen zu. Die weiße Pracht beansprucht den Raum.

Angekommen im Winter Wonderland

Das Haus mit der Ferienwohnung ist dann schnell gefunden. Oben am Hang, in einem Feriengebiet liegt unser „Turmeck“. Claudia empfängt uns herzlich und führt uns zu unserer kleinen Wohnung. Dort warten zur Begrüßung schon zwei Flaschen Altenauer Bier auf dem Küchentisch. Die müssen noch etwas warten. Den Nachmittag nutzen wir noch zum Einkaufen und machen uns mit Altenau vertraut. Die Glanzzeiten des Städtchens sind schon einige Jahre her. Hier war mal deutlich mehr los in den 70er und 80er Jahren. Dennoch haben die charakteristischen Häuser des Harzes ihren Charme. Im Ortszentrum sind sie zum Glück noch oft erhalten und das was zu verfallen droht, ist es wert gerettet zu werden.

Die Realität denkt anderes

Für den nächsten Tag planen wir eine Tour ab Mittelschulenberg hoch nach Schalke. Im Oktober war ich schon mal auf dieser Runde unterwegs. Wegen der Schneemengen haben wir die Tour allerdings etwas verkürzt. Statt der 12 km sollten diesmal nicht ganz 10 km reichen. Denken wir. Die Realität denkt anderes.

Der Einstieg in unsere Tour ist noch recht einfach. Der Weg führt stramm nach oben, durch dichten Wald. Schritt für Schritt stapfen wir die ersten Spuren in den frischen Schnee, der uns manchmal bis über die Knie reicht. Jeden einzelnen Schritt durch die weiße Pracht genießen wir. Gefühlt ist es für mich drei Ewigkeiten her, dass ich in so eine Schneelandschaft eingetaucht bin. Auch Ulrikes Erinnerungen finden keinen Vergleich in ihrer Vergangenheit.

Beschwerlicher Aufstieg im Schnee

Vom Riesenbach aus, ist der Weg den Berg hinauf geräumt. Nur eine dünne Schicht Neuschnee verdeckt die Spuren des Räumfahrzeugs was vor uns einen festen Untergrund hinterlassen hat.. So lässt es sich Recht locker den Berg hinauf Wandern. Bis wir um eine Kurve kommen. Abrupt endet die geräumte Stecke und wir bekommen einen ersten Vorgeschmack auf das, was noch vor uns liegt. Die nächsten 200 Meter bis zur Schutzhütte, wo wir rasten wollen, werden zäh. Schritt für Schritt lege ich die Spur durch den tiefen Schnee. Ulrike stapft hinterher. Hier wo der Weg nicht durch Bäume geschützt ist, liegt der Schnee nun ständig über Kniehöhe.

Während wir in der Kote am Heidestieg, mit frischen Brötchen, Käse und Schokolade, die Energiespeicher für den weiteren Weg bergauf füllen, rumpelt und brummt es draußen immer lauter. Neugierig schauen wir nach draußen und sind ganz fasziniert von dem Kettenfahrzeug, das eine frische Loipe in den Wald legt.

Ein Kilometer pro Stunde

Gut gestärkt kann es nun weiter gehen. Wir wählen die steile Variante des Heidestiegs für den weiteren Aufstieg. Ulrikes Hosenbund ist leider nicht so dicht wie erwartet, deshalb bleibt das Spuren durch den tiefen Schnee meine Aufgabe. Meine Gamaschen halten den Schnee erfolgreich aus den Schuhen heraus.  Die Landschaft um uns herum ist ein Traum. Kein Laut ist zu hören und als dann noch mal kurz die Sonne herauskommt, ist strahlt der Wald um uns herum wie in einer Märchenwelt.

Beeindruckt von diesem „Winter Wonderland”, vergeht die Zeit deutlich schneller als wir den Berg hinauf kommen. Für einen Kilometer benötigen wir etwas über eine Stunde. So langsam wird uns bewusst, dass die ausgesuchte Strecke doch zu lange sein könnte. Jeder Schritt ist hier anstrengend, immer den Fuß aus den Schneemassen herausziehen und ihn dann gleich wieder tief darin zu versenken, verbraucht Kraft und Zeit. Viel Zeit.

An der Heinz-Luer-Hütte freuen wir uns über die Schneeraupe die hier oben eine Loipe hoch gespurt hat. Zwischen den Spuren für die Langläufer, hoffen wir auf der geebneten Fläche endlich wieder normal laufen zu können. Es bleibt bei der Hoffnung. Der Schnee sackt immer noch unter den Füßen ein. Diesmal nur nicht so schön weich wie im Pulverschnee. Ruckartig und hart sind jetzt die Bewegungen, das kostet genauso Kraft und ist absolut unangenehm. Es ist nicht das erste Mal heute, dass wir an die Trapper denken und uns ihre Schneeschuhe an die Füße wünschen.

Deutlich mehr Zeit haben wir bisher benötigt als wir ursprünglich geplant hatten. In Anbetracht des späten Tages verzichten wir daher auf den weiteren Anstieg bis hoch noch Schalke und beschließen den nächsten Weg nach unten zu nehmen. Bis auf eine menschliche Spur ist der Weg nach unten wieder unberührt. Auch bergab ist da noch immer anstrengend genug. Aber nicht so anstrengend das man nicht mal wieder etwas übermütig werden könnte. In großen Sprüngen hüpfe ich durch den Schnee und freue mich einfach darüber wie er nach allen Seiten in großen Wolken wegstaubt.

Am Ausgangsort nagekommen, freuen wir uns über den gelungenen Tag und freuen uns auf die Rückkehr in unser „Turmeck“. Dort pulen wir uns aus den verschwitzen Klamotten und machen uns auf den Weg, die Gastronomie in Altenau zu erkunden. 

Am zweiten Tag planen wir deutlich weniger Strecke

Für den zweiten Tag legen wir unsere Ziele deutlich niedriger fest als für den ersten. Erst spät machen wir uns direkt von der Ferienwohnung aus auf die Socken. Über eine Ski- und Rodelpiste verschwinden wir im Wald oberhalb von Altenau. Von dort aus folgen wir dem Hexensteig entlang an einem Kanal des Harzer Wasserregals. Auch hier hinterlassen wir wieder als erste unsere Spuren im tiefen Schnee. Langsam schließt ein Pärchen mit einem Schlitten zu uns auf. Wir lassen sie überholen. So vorgespurt, lässt es sich schon deutlich leichter laufen.

Die Freude über die Spur hält aber nicht lange an. Bald schon kommen uns die beiden wieder entgegen und wir haben die Landschaft und den Tiefschnee wieder für uns. Nach gut einer Stunde finden wir eine Bank für eine Pause. Während wir die Leckereien des heutigen Einkaufs verzehren, gleiten ein Stück weit entfernt, einige Langläufer durch den Winterwald. Das heißt für uns, die nächste Zeit dürfen wir wieder zwischen den Spuren der Loipe wandern.

Unterwegs auf einer „Autobahn“ für Langläufer

Der Weg zieht nun wieder steil  bergan. Heute ist der Schnee neben den Spuren aber schon etwas fester. So sinken wir nicht bei jedem Schritt und auch nicht ganz so tief ein, wie am Vortag. Allerdings kommen wir uns hier auch etwas fehl am Platze vor. Viel zu breit ist der Weg plattgewalzt. Er wirkt schon fast ein bisschen wie eine Autobahn. Nur für Langläufer.

Wir kommen gut voran und können daher auch bald von der Langläuferbahn abbiegen. Keine zehn Meter weiter sieht die Winterwanderwelt wieder ganz verträumt aus. Auch sind wir es, die wieder die ersten Spuren in den Schnee legen. Gefühlt ist der Schnee diesmal noch ein Stück höher als gestern und ganz real wird der Wunsch nach Schneeschuhen noch ein Stück größer. Ulrike mag auch mal spuren und fräst dann im Sauseschritt eine Spur für mich frei. Da steckt noch viel Energie in den Beinen, wir hätten früher mal tauschen sollen.

Beim Abendessen in Altenau sind wir uns einig. Hier sollten wir nochmal herkommen. Am besten bald nochmal im Winter, mit Schneeschuhen.

PS: Gestern hat der Postbote zwei Paar Schneeschuhe bei uns abgeliefert. Harz wir kommen bald wieder 🙂




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