Vom Kloster Kamp-Bornhofen über die Höhen nach Boppard
Anfangs sind die ersten Höhenmeter entlang des Rheins noch nicht zu spüren. Noch kurz unter der Bahn durch, dann geht es dann richtig aufwärts mit mir. Bevor ich mich dem Vergnügen der Steigung ganz hingebe, meine Beine sind Norddeutschland gewöhnt und haben noch keine Ahnung was ich mit ihnen vorhabe, schaue ich noch kurz in die Jahresausstellung des Franziskaner Klosters in Bornhofen.
Auf dem Marienplatz im Kloster wartet ein Olivenhain, nebst einer Ausstellung zum Olivenbaum, auf die Besucher. Ich liebe Oliven. Für mich steht der Baum für den Süden, die Sonnen, die Wärme. Für Pater Eryk steht der Olivenbaum für den Frieden unter den Menschen und der Natur. Wer den Franziskaner-Mönch persönlich kennenlernen darf, entdeckt einen Menschen der mit Leidenschaft seiner Aufgabe auf Erden nachgeht. Liebe und Frieden sind für ihn die Grundpfeiler einer gesunden Welt.
Auf geht’s. Raus aus dem Tal
Genug Olivenbäume angeschaut. Jetzt geht aus raus aus dem Rheintal. Das Tal ist schön kühl und die ersten Höhenmeter noch ganz verträglich. Irgendwann wollen die Beine protestieren. Sie können aber nicht, weil die 14% Steigung sie jetzt voll und ganz fordern. Oben angekommen, öffnet sich die Landschaft und lässt mich weit über die sanften Hügel schauen. Kurze zeit surfe ich auf der Höhe entlang, bis es mit Schwung wieder nach unten geht. Den Beinen schwant böses.
In Dahlheim ist die Straße wegen einer Baustelle für den Verkehr gesperrt. Kein Asphalt ist mehr zu sehen und auch kein Gehweg. Alles weg. In der Regel kommt Mann und Frau als Radfahrer aber immer noch durch. Während ich noch zögere in die Baustelle reinzufahren, hält der Postler neben mir an und bestätigt ungefragt meine Vermutung. Ich komme da durch. Warum nur habe ich das Gefühl, dass die Menschen hier besonders freundlich sind. Gut 500 Meter musste ich mich durch den losen Boden bis zum Ende der Baustelle quengeln, dann wartete eine einsame Straße auf mich. Ist doch einfach geil, wenn die Straßen für Autos gesperrt sind
Und schon wartet die nächste Steigung auf mich. Wieder sind es bis 12%, diesmal aber ein Stückchen kürzer. Hinter Weyher führt ein asphaltierter Weg von der Straße weg. Dort oben gibt es eine tolle Möglichkeit mit Fernblick zu rasten. Was für ein toller Tag. Die Sonne heizt die Luft auf, fast kein störendes Geräusch zu hören und der Blick kann weit über die Landschaft schweifen. Irgendwo da unten liegt der Rhein. Was so schön leicht wellig aussieht, versteckt einen tiefen Graben mit einem traumhaften Flusstal.
Zeit zum Schottern – oder warum habe ich kein Gravel-Bike?
Bis hierher war die Nebenstraße noch eine richtig gute Idee. Nach der Pause aber, fehlte mir eindeutig ein Schotterrad. Äh, sorry – ein Gravel-Bike. Gut zwei Kilometer lang prügelt mich der Untergrund ordentlich durch. Meine Gedanken sind bei den dünnen Reifen und meinem Gebiss. Wer sich also den Track auf Koomot runterläd, sollte mit dem Rennrad hinter Weyher, links die reguläre Straße weiterfahren. Sonst wird’s aua für das Radel und den Fahrer oder die Fahrerin.
Kurz vor Himmighofen hat wechselt die Oberfläche wieder zum Asphalt. Es geht ein bisschen rauf, ein bisschen runter und so sammeln sich heimlich noch ein paar weiter Höhenmeter. Ab Bornich könnte ich mich nun einfach der Schwerkraft hingeben und bis in das Rheintal runtersausen. Aber wer will das schon, wenn man noch ein paar zusätzliche Höhenmeter sammeln und eine richtig tolle Aussicht auf den Rhein genießen kann. Also links ab und runter zum Loreleyfelsen.
Zurück geht’s auf der anderen Rheinseite
So schnell wie ich runter zur Loreley gefahren bin, so langsam geht es wieder nach oben. Noch ein letztes Mal 12% Steigung, bevor ich dann endgültig zum Rhein runterfahre. Jetzt machen die 14% richtig Spaß. In St. Goarshausen wechsle ich auf die andere Rheinseite. Dort lässt es sich auf dem Radweg deutlich besser durch das kurvenreiche Tal fahren. Und wie gut es sich fahren lässt. Ordentlicher Rückenwind schiebt mich zu Tal. Mit stelleweise 45 km/h fliege ich förmlich Boppard entgegen. Selbst Pedelecfahrer müssen sich wie Schnecken fühlen, wenn ich vorbeihusche. Espresso ich komme.
PS: Nachdem Espresso zeigen sich die Beine fürchterlich irritiert, dass sie noch mal arbeiten müssen. Über die Fähre und bis nach Kamp sind es aber nur etwas mehr als zwei Kilometer. Das passt dann noch.