Sommerradreise von Lüneburg nach Lohr am Main – Tag 6
Von Meiningen nach Bad Kissingen
Das sollte doch heute sollte ein guter Tag für meine Kondition werden. Abgesehen von einer etwas längeren Steigung führt die Strecke fast ausschließlich bergab. Doch bevor es losgeht, steht erst einmal Frühstück auf dem Plan. In Meiningen wird nach einem Café gesucht. das ist gar nicht so einfach, denn die Bäckereien sind schon früh am Morgen von Otto- und Ottilie-Normalmeininger gut besucht. Schließlich findet sich in einer Bäckerei in der Altstadt noch ein letzter Platz am Eingang, während die beiden folgenden Gäste bereits draußen in der frischen Morgenluft sitzen müssen.

Gut gestärkt schnuppere ich noch am Markplatz in die Stadtkirche „Unserer lieben Frauen“ rein, bevor die Fahrt endlich weitergeht. Besonders groß ist die Vorfreude darauf, Franken und die Fränkische Saale zu erreichen – an diesem kleinen Fluss hängen viele Erinnerungen aus Jugendzeiten. Um dorthin zu gelangen, heißt es zunächst, der Werra Lebewohl zu sagen und der Sülze ein Stück zu folgen.
Hinter Sülzfeld steigt die Straße kräftig an. Mit jedem Höhenmeter aufwärts wird auch der Gegenwind stärker. Muss das wirklich schon wieder sein? Seit dem ersten Tag dieser Sommerradtour, begleitet jede Etappe ein unermüdlicher Gegenwind. Der Blick über die sanften Rhönberge ist zwar wunderschön, doch der Wind nimmt zu viel Raum ein, um solche Momente richtig genießen zu können. Ständig dagegen anzufahren kostet Kraft, kühlt aus und zieht allmählich den mentalen Stecker.
Ein Selfie im Wind und eine überraschende Begegnung
Ein Selfie auf der Höhe darf trotzdem nicht fehlen. Später, in den Erinnerungen an die Tour, wird der Wind schwächer erscheinen und die schönen Erlebnisse werden im Vordergrund stehen. Genau so soll es in meinen Erinnerung bleiben, wenn ich an kalten Winterabenden die Bilder wieder ansehen werden. Also wird angehalten und die Kamera am Wegesrand aufgebaut. Gut geschützt hinter einem Baum, damit der Wind sie nicht umfegen kann.
Jetzt muss ich noch ein Stück zurückfahren, umdrehen und dann ganz ungestellt ein Bild in Action von mir machen. Während ich den Fernauslöser betätige, ruft mir eine bekannte Stimme entgegen: „Bist Du auch am Filmen?“

Mein Blick geht weiter nach vorn – die Silhouette auf dem Rad kommt mir vertraut vor. Tatsächlich: Es ist Cathy, die radelnde YouTuberin, die ich bereits auf dem Campingplatz in Bad Bodenteich angetroffen hatte. Nach kurzem Erkennen halten wir beide an, tauschen uns über unsere bisherigen Routen aus und lachen darüber, wie klein die Welt manchmal ist. Dann trennen sich die Wege wieder. Jeder rollt in seine Richtung weiter. Wie schön, sich wieder begegnet zu sein.

Zum YouTube Kanal „Unterwegs mit Cathy“
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Ich erreiche Bayern … äh nein, Franken
Hinter Hermannsfeld folgt noch einmal ein kurzer, steiler Anstieg, dann ist der höchste Punkt des Tages erreicht. Von hier aus geht es nicht nur bergab – auch die bayerische, pardon, fränkische Grenze ist nun überquert. Der Wind bläst hier oben so heftig, dass nur ein schnelles Beweisfoto drin ist, bevor die Fahrt weitergeht. Die Abfahrt könnte traumhaft sein – wäre da nicht der ständige Gegenwind.

Mit Mellrichstadt ist schließlich die erste fränkische Stadt erreicht. Woran genau sich der Unterschied zeigt, lässt sich schwer sagen, doch es fühlt sich einfach fränkisch an. Wer langsam reist, kennt vielleicht dieses Phänomen. Irgendwann verändert sich der Baustil, die Gartenzäune sehen anders aus, die Fenster haben eine andere Form. Was genau sich unterscheidet, bleibt unklar – aber man spürt es deutlich.
Von nun an ist die Streu für ein paar Kilometer meine Begleiterin, bis sie mich in Heustreu der Fränkischen Saale übergibt. Der Radweg entlang der Saale zeigt sich von seiner besten Seite: meist autofrei, mit wenig Verkehr, und idyllisch durchs Flusstal verlaufend. Nur der Wind bleibt ein ständiger Begleiter. In den Böen ist es schon ein Erfolg, die Geschwindigkeit im zweistelligen Bereich zu halten.
Da kommt Bad Neustadt gerade recht. Eine Tasse Kaffee und etwas zu essen in einer warmen Bäckerei wecken die Lebensgeister – genug, um weiter gegen den Wind anzueseln. Der Radweg schlängelt sich weiter durch das liebliche Saaletal, vorbei an kleinen Dörfern, während der Wind unermüdlich weiter bläst.

In Bad Kissingen angekommen, ist die Energie schließlich aufgebraucht. Der Kurpark und die umliegenden Gebäude machen zwar einen schönen Eindruck, doch jetzt zählt nur noch eins: runter vom Rad, unter die Dusche und dann – nichts tun. Wie schön doch dieses „Nichts“ sein kann, wenn der Tag so anstrengend war.















