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Sommerradreise von Lüneburg nach Lohr am Main – Tag 7

Von Bad Kissingen nach Lohr am Main

Der letzte Tag meiner Sommerradreise ist angebrochen. Die Temperaturen wirken noch recht frisch, und das Zelt ist innen nässer als außen. Das neue Stoffhotel ist zum ersten Mal mit auf Reisen, doch wirklich überzeugt hat es noch nicht. Belastbare Studien über die Innenfeuchtigkeit von Zelten habe ich bisher noch nicht gemacht, meine Gefühl sagt mir aber, dass dieses Zelt häufiger Ähnlichkeiten mit einem Froschteich hat, als mein bisheriges Lieblingszelt.

Da sich die Sonne noch nicht durchsetzen kann, sehe ich zu, mein Hab und Gut so fix wie möglich in die Packtaschen zu verstauen. Danach geht es direkt in die Innenstadt von Bad Kissingen. Eine Bäckerei für das Frühstück ist schnell gefunden. Die Sonne lugt vorsichtig durch die Wolken und lockt mich direkt vor die Tür auf die Außenplätze. So ganz verlässlich ist der Sonnenschein aber noch nicht. Immer wieder schieben sich graue Wolken vor die Wärmespenderin.

Bad Kissingen Wandelhalle

Während des Frühstücks mache ich mich noch ein bisschen schlau über Bad Kissingen. Die mondän wirkende Stadt ist seit 2011 UNESCO-Welterbe als „Bedeutende Kurstadt Europas“. Ludwig I. und Prinzregent Luitpold ließen hier das größte Ensemble historischer Kurbauten Europas entstehen. Moorheilbäder, Trinkkuren und vieles Weitere sollen die Gesundheit wieder so richtig auf Vordermann bringen. Die Vorstellung, es sich hier richtig gut gehen zu lassen, gefällt mir. Doch jetzt soll mich erst mal der Radwanderweg Fränkische Saale verwöhnen.

Unterwegs im unterfränkischen Landidyll

Angeblich liegt die Region ja im Windschatten der Rhön. Na dann schaumama. Auf die mondäne Kurstadt folgt sehr schnell unterfränkisches Landidyll. Der Radweg mäandert mit der Saale das Tal hinunter. Mal zeigt sich das Flüsschen, mal versteckt sie sich scheu hinter Bäumen und Büschen.

Alternative zu Gartenzwergen

Im Vorgarten eines Einfamilienhäuschens in Aura, zeigt sich die ganze Aura eines Eisenbahnliebhabers. Signalanalgen, Modelbahngleise und andere Requisiten der Eisenbahninfrastruktur lockern das gepflegte Rasengrün vor dem Haus auf. Dem Gestalter des Vorgartens ist es wichtig den Zaungästen mitzuteilen, dass er nicht bei der Bahn arbeitet. Es ist einzig sein Hobby.

Von Burgruinen und Brückenheiligen

Kurz hinter Aura erscheint, auf dem Berg gegenüber, die Ruine der Trimburg. Gozzwin von Trimberg hat um 1100 den Grundstein für die Burg gelegt. Immer wieder wurde die Burg erweitert und bei nächster Gelegenheit auch wieder zerstört. 1806 ging die Burg in den Besitz des Königreichs Bayern und wurde als Baumaterial verkauft. 36 Jahre später hat Ludwig I. den „Rückbau“ ein Ende gesetzt.

Der Nepumuk passt auf die Brücke auf

So, nun ist‘s genug mit der Geschichte. Ich will weiterfahren. Auf der Saalebrücke bei Elfershausen, treffe ich den Schutzpatron für Brücken, Schiffer, Flößer und Beichtväter. In Stein gemeißelt hält er Wacht vor den Gefahren des Wassers. Irgendwie mag ich den Johannes Nepomuk. Er wacht über die Brücken, die ich als Reisender als Verbindung so schätze.

Ein Leberkässemmerl auf dem Marktplatz

Kurz vor Mittag rolle ich in Hammelburg ein und wie bestellt, steht am Marktplatz ein Metzger mit seinem Verkaufsstand. Neben der Landschaft und den Menschen, gibt es noch etwas, was mir an Unterfranken so gefällt. Hier gibt es noch so richtige Handwerksbetriebe, wo Brot, Wein, Bier und Worschd hergestellt werden. Mir ist‘s heut aber eher nach einer Leberkässemmerl. Der Leberkäs darf auch ruhig ein bisschen dicker geschnitten werden.

So sitze ich schmausend auf einer Bank auf dem Marktplatz, mit der Semmel in der Hand. Wenn die Franken jetzt noch Schokolade herstellen würden, dann wäre es der Himmel auf Erden. So kommt die Schokolade als Nachtisch dann aus dem Württembergischen. Schmeck auch gut.

Die alte Fähre dient bei Weikersgrüben als Brücke

Nach Hammelburg wird das Tal der Fränkischen Saale noch ein Stück enger und noch ländlicher. Es rollt leicht und locker vor sich hin und ab und an lockert eine kurze Steigung die Tretroutine etwas auf. Schon nach wenigen Kilometern ist der nächste Stopp angesagt. Der Campingplatz Rossmühle in Weikersgrüben war früher unser Standort für Kanutouren. Auf der alten Fähre stehend, die festgemacht hier als Brücke dient, schaue ich auf die große Wiese für die Gruppen und denke an die vielen Abenden in der Gemeinschaft am Lagerfeuer.

Hitlers Fiktion des „Autowanderns“

Bei Schonderfeld wartet schon wieder ein Stück deutscher Geschichte. Einige Brückenpfeiler der „Strecke 46″ stehen im Tal der Saale. Die Reichsautobahn 46 sollte Hitlers Fiktion des „Autowanderns“ wahr werden lassen. Die Streckenführung sollte dem Autofahrer ein Erleben und Genießen der „Schönheiten der deutschen Landschaft“ ermöglichen. Zum Weiterbau fehlten allerdings schnell die Arbeitskräfte. Die wurden kräftig an den Fronten verheizt.

Brückenpfeiler der „Strecke 46“

Nur ein paar Kilometer später trifft die Fränkische Saale in Gemünden auf die Sinn. Von dort sind es dann auch nur noch wenige hundert Meter bis zum Main. Gemünden kenne ich schon fast in und auswendig, von früheren Touren mit dem Kajak und später mit dem Fahrrad, daher bleibt der Rundgang durch die kleine Altstadt heute aus.

Winnipeg, Ulaangom und Lohr am Main

Für die letzten Kilometer begleitet mich nun der Main. Ein obligatorischer Fotostopp auf dem 50. Breitengrad muss jetzt noch sein. Auf diesem Breitengrad liegen Ulaangom in der Mongolei, Winnipeg in Kanada und auf der anderen Mainseite, mein nächster Campingplatz in Lohr. Noch einen großen Bogen über die Brücke und an der Altstadt von Lohr vorbei, dann stehe ich an der Rezeption.

Auf dem 50. Breitengrad

Das Zelt ist wieder rasch aufgebaut. Bevor ich mich dusche und in die Stadt zum Essen gehe, setze ich mich aber erst mal an die Badestelle am Main und genieße mein Radler. Meine Reise endet hier. Gut drei Jahre ist die letzte Radreise her. Drei Jahre in denen ich gesundheitsbedingt nicht länger Radfahren konnte. Einige Behandlungen und zwei Operationen später, war das nun der Test ob in Zukunft wieder Radreisen möglich sind. Das kann ich jetzt klar mit einem ja beantworten und dafür bin ich unendlich dankbar.

PS: Heute war es fast windstill 😉

  • Bad Kissingen



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