
Zu Fuß auf dem E1 – Von Ratzeburg nach Mölln
E1 mit Lust auf andere Landschaft
Der E1 von Ratzeburg nach Mölln ist für mich keine unbekannte Etappe. Wenn ich Lust darauf habe wieder mal etwas andere Landschaft zu sehen und nicht zu weit fahren will, dann bietet sich die Strecke geradezu an. Was die Strecke zusätzlich attraktiv macht, sowohl Start als auch Zielort liegen auf der gleichen Bahnstrecke.
Schon am Bahnhof wird deutlich, in Ratzeburg ist heute etwas besonders los. Heike Götz ist heute mit dem Landpartiefest zu besuch. Das hat den Vorteil, dass die Straße Richtung Zentrum für den Autoverkehr gesperrt ist. Es sind zwar viel mehr Menschen unterwegs wie sonst sonntags in der Früh, sie machen aber zu Fuß oder auf Fahrrädern und Rollern deutlich weniger Lärm.
Noch ist zwischen den Zelten und Buden auf dem Gelände noch genügend Platz. Bei dem super Wetter heute wird sich das aber bald ändern. Mir ist aber nicht danach über das Gelände zu schlendern. Vielmehr genieße ich den Blick auf die Seen und freue mich über die entspannte Atmosphäre an den Ufern. Hier und da ein Sonnenanbeter im Gras und dort ein Pärchen das jetzt schon den Schatten aufsucht. So eng wie die beiden kuscheln, würde mir auch ohne Sonne schnell warm werden.
Alle wollen zu Heike, nur die Vögel und die Mücken nicht
Kaum verlasse ich die Wege die Wege die direkt Richtung Landpartie führen, bin ich fast alleine unterwegs. Heike Götz scheint, bis auf die Vögel und den blutrünstigen Stechmücken, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Während die Vögel sich selbst genug sind, widmen die Mücken ihre Aufmerksamkeit meinen körpereigenen Blutvorräten. Da hilft nur schneller gehen oder Watschen verteilen. Und wer verteilt letzteres schon gerne an sich selbst.
Eine Absperrung mit Umleitungsschildern versperrt mir an der Faschauer Mühle den Weg. Das war im letzten Jahr schon so, aber nicht so ernst gemeint. Ein schmaler Pfad führte an der Baustelle vorbei. Das könnte ja auch diesmal so sein. Könnte, ist es aber nicht. Also flux zurück und die Umleitung akzeptieren. Meist haben Störungen im geplanten Ablauf auch etwas Gutes. So ist´s auch diesmal. Eine Gruppe Paddler möchte noch ein Gemeinschaftsfoto machen. Damit keiner fehlt biete ich mich als Fotograf an. Super, meine gute Tat für heute habe ich also hinter mir. Keine 200 Meter weiter, treffe ich auf ein total hübsch gelegenes Café. Hätte ich nie gesehen ohne die Umleitung. Ist zwar jetzt noch geschlossen aber für das nächste Mal weiß ich Bescheid.
Another one bites the dust
Auch auf der Umleitungsstrecke lässt es sich ganz gut laufen. Währen ich im nächsten Ort mich mit den Margeriten beschäftige, fährt unbemerkt ein Auto nach dem Anderen hinter mir vorbei. Keine 300 Meter weiter endet der Asphalt und nun fällt mir der Verkehr auf der kleinen Straße erst richtig auf. Fast wie auf einer Bundesstraße fahren hier die Autos durch. Nicht nur mengenmäßig, manche auch gefühlt in der Geschwindigkeit. Die Bäume und Sträucher sind bis weit in den Wald hinein mit einer grauen Schicht Staub überzogen. Um nicht die Farbe der Umgebung anzunehmen beschleunige ich wieder meinen Schritt und nehme auch einen kleinen Umweg in Kauf. Hauptsache raus aus der Staubwolke.
So langsam wird es Zeit eine Pause zu machen. Nicht mehr lange und der E1 verlässt den Wald. Dort möchte ich mich in die Sonne setzen. Die Bank die ich mir dafür ausgedacht habe, ist aber leider schon besetzt. Also noch ein Stück weiter. Und noch ein Stück und noch ein Stück und schon bin ich wieder im Wald verschwunden. Auch gut. Zuviel Sonne schadet der ja auch der Haut. Ein paar Buchenstämme, die am Wegrand liegen, scheinen mir bestens geeignet.
Zuerst fülle ich die Kalorienspeicher mit Leckereien wieder auf, dann mache ich mich auf einen der Stämme lang. Wie auf Kommando kommen sie wieder. Erst in die Finger, eine summt im Ohr, dann auf die Stirn und … Es reicht. Nachdem die Blutsauger auch mein Brot nicht verschonen wollen, wird alles erschlagen, was auch nur im Entferntesten daran denken könnte mich stechen zu wollen. Der Rucksack findet entsprechend schnell wieder auf den Rücken und die Beine laufen von ganz alleine los. Hier will sich kein Körperteil länger als notwendig aufhalten.
Die Eulenspiegelstadt oder auch Tillhausen genannt, empfängt mich mit viel Verkehr. So schön wie das Städtchen gelegen ist, es ist eng und zu Laut. Das ändert sich nur kurz, wenn man an der St. Nicolai-Kirche entlang und bei Eulenspiegel vorbei geht. Für einen Kaffee zu Abschluss, reicht heute die Zeit nicht. In 15 Minuten kommt der nächste Zug. Und für eine Stunde länger zu warten, ist es mir hier zu laut. Also ab zum Bahnhof.

