
Fotografie auf Reisen
Wie kommt der Wolfgang aufs Bild?
Zuerst möchte ich ein paar wichtige Dinge klarzustellen.
- Alle Teile, die auf dieser Seite vorgestellt werden, sind selbst gekauft und auch schon länger bei mir im Einsatz. Niemand bezahlt mich für die Arbeit an dieser Seite und ich bekomme auch keine Rabatte für irgendwas.
- Wenn ich Marken- oder Typ-Namen erwähne, dann dient das ausschließlich der Beschreibung der Produkte.
- Bis auf ein paar Tutorials lesen und ein paar YouTube-Videos schauen, bin ich absoluter Autodidakt im Fotografieren und in der Bildbearbeitung. Alles was ich hier aufgeschrieben habe, ist meine eigene Erfahrung und funktioniert so, wie es für mich taugt.
Am Anfang war eine Radreise
Meine Radreise quer durch unsere bunte Republik 2011, wollte ich als Fotoshow aufbereiten und mir damit im Nachgang etwas Geld durch Vorträge nebenher verdienen. Wie so ein Vortrag spannend präsentiert wird, das habe ich mir vorher bei einigen Protagonisten des Genres abgeschaut. Bei dem ein oder anderen Vortrag denke ich heute noch darüber nach, Schmerzensgeld dafür zu verlangen. Da lernte ich, wie es nicht sein sollte.
Es gab aber auch genug gute Vorträge, von denen ich viele Anregungen für die Umsetzung mitnehmen konnte. Das Rezept für einen guten Vortrag lässt sich recht kurz und einfach zusammenfassen. Da wichtigste sind natürlich gute Bilder. Es muss nicht die Qualität eines Michael Martin sein. Etwas besser als gut, mit einigen Highlights dazu, das ist schon ausreichend. Erkläre nicht was auf den Bildern zu sehen ist, erzähle eine Geschichte dazu. Und ganz wichtig, zeige dich selbst, das macht den Vortrag authentisch und lebendig.
Mit diesem Wissen habe ich dann meine erste Kameraausrüstung zusammengekauft. 2011 brauchte es für gescheite Bilder noch eine gescheite Kamera, heute reicht für viele Situationen das Smartphone aus. Die kleinen Taschencomputer leisten als Kamera erstaunliches und taugen nebenbei auch noch als Navi, zur Wettervorhersage und zur Buchung der nächsten Unterkunft. Und wenn die Bilder doch wieder nur langweilig sind, dann liegt es meist nicht am Smartphone, sondern am Nutzer oder der Nutzerin.
Bevor viel Geld den Besitzer wechselt
Ähnliche Gedanken habe ich mir 2011, vor meiner Radreise durch Deutschland auch schon gemacht und mir dann Geld in mein erstes Setup investiert. Das Setup von damals existiert heute nicht mehr. Das liegt zum einem an meinen geänderten Bedürfnissen und zum anderen an der sich stetig weitergehenden Entwicklung der Technik. Kurz – Was Du heute liest, kann morgen schon wieder anders sein. Wer aber nur auf morgen wartet, verpasst das heute.
Zu welchem Zweck mache Bilder auf meiner Reise?
Ich denke, dass dies die wichtigste Frage ist, die Du dir vor dem Kauf einer Kamera stellen solltest. Was möchte ich mit den Bildern machen, die ich auf meinen Reisen fotografiere?
Um zuhause auf dem Sofa seine Erinnerungen wachzurufen, um Freunde oder die Verwandtschaft zu beeindrucken, vielleicht auch zu langweilen, dafür reichen in der Regel die Bilder mit dem Smartphone aus. Für ein bisschen mehr gestalterischen Spielraum in der Fotografie und in der Nachbearbeitung, bietet sich eine kleine Kompaktkamera, wie meine Sony RX100 VI, an.
Hast Du Spaß daran vor Menschen zu stehen und möchtest von deinen Reisen live erzählen. Auch dann würde die kleine Sony RX100 VI für die meisten Vorträge ausreichen. Der Zoom-Bereich bietet etwas Spielraum für die Gestaltung, der ein Zoll Sensor reicht auch noch für weniger gute Lichtverhältnisse und mit etwas Geschick in der Nachbearbeitung, lässt sich vieles nochmals aufwerten. Sollen die Bilder das Highlight deiner Fotoshow sein, dann wirst Du um eine hochwertigere Kamera, mit einer Auswahl an guten Objektiven, nicht drumherum kommen.
Du möchtest die Menschen mit deinem Blog, deiner Website, von deinen Reisen begeistern. Auch hierfür wird Dir in der Regel die kleine RX 100, ergänzt durch das Smartphone, ausreichen. Und auch hier gilt – möchtest Du mit Highend-Aufnahmen deine Fans begeistern, dann wirst Du mit aufwändigerem Equipment einfacher deine Ziele erreichen.
Dein Ziel ist es als Autor von Büchern durchzustarten? Ein einfacher Reiseführer braucht keine Highend-Bilder. Für ein Bildband à laMichael Martin wirst Du dich nicht nur mit deinem Equipment ins Zeug legen müssen.
Zusammenfassend heißt das für Dich – je höher Deine Ansprüche sind, desto einfacher wirst Du mit hochwertigen Geräten dein Ziel erreichen. Und selbst mit der teuersten Kamera, steht die größte Herausforderung bei guten Bildern, immer hinter der Kamera.
Wie bin ich unterwegs?
Gewicht ist u.U. der entscheidende Faktor, der Spaß von Leiden trennt. Mein kleines Stativ wiegt 520 g, ein einfacher Selfiestick um die 150 g. Und schon trägt man 380 Gramm mehr auf dem Rücken. Wenn dann noch 500 zusätzliche Gramm für eine größere Kamera dazukommen, sind es schon 900 Gramm zusätzliches Gewicht. Nicht zu unterschätzen ist dann u.U. noch der zusätzliche Kleinkram. Ein paar Filter, ein Reinigungsset, Ersatzakkus und was der Zubehörmarkt sonst noch an mehr oder weniger Sinnvollem hergibt.
Wer zu Fuß unterwegs ist, spürt jedes zusätzliche Gramm auf dem Rücken. Auf dem Fahrrad ist das Gewicht nicht mehr so entscheidend. Allerdings ist z.B. auf dem Rennrad der Platz für zusätzliches Gepäck sehr begrenzt.
Wo und wann bin ich bevorzugt unterwegs?
Es macht schon deutlich einen Unterschied, ob ich nur einen Tag lang oder für viele Tage, ein oder auch zwei Kilo mehr, auf dem Rücken tragen muss. Solange Du nur im Flachland unterwegs bist, stört ein bisschen Mehrgewicht auch nicht so sehr. Geht es in die Berge und das Gewicht muss Schritt für Schritt nach oben gewuchtet werden, dann sieht die Welt schon etwas anders aus. Kommen dann noch schwierige Passagen hinzu und die Beweglichkeit wird gefordert, können zusätzliche Kilos schon mal das Gleichgewicht herausfordern.
In einer sonnigen und warmen Region öfter mal das Objektiv zu wechseln, ist selten ein Problem. Musst Du dabei oft mit Staub rechnen, wird sich mit jedem Wechsle des Objektivs ein wenig Staub auf dem Sensor oder Spiegel absetzen. Wenn es kalt ist, dann beschlagen Objektive und das Innenleben von Kameras ganz schnell, wenn sie vorher nicht genug Zeit hatten, sich der Temperatur anzupassen. Kälte ist auch eine Herausforderung für Akkus.
Im Winter in den Norden zu reisen, ist ein recht lichtarmes Vergnügen. Hier helfen lichtstarke Objektive und große Sensoren. Wenn genug Licht vorhanden ist und die Landschaft ist mit einer dicken, kuscheligen Schneedecke überzogen, dann kann ein Pol-Filter eine gute Unterstützung sein, mit der Lichtmenge und den wenigen Kontrasten bessere Ergebnisse zu erzielen.
Bist Du gerne in regnerischen Gebieten unterwegs, findet mit Sicherheit ein Wassertropfen den Weg auf den Sensor. Kleiner Tipp – ein Regenschirm kann hier Wunder bewirken.
In der Praxis kannst Du mit allen Geräten fast überall zu guten Ergebnissen kommen. Es ist deine Entscheidung, wie Perfekt das Bild sein muss und welchen Aufwand Du dafür einsetzen willst.
Bin ich bereit die Bilder nachzubearbeiten?
Natürlich ist es möglich, der Kamera alle Entscheidungen über die Bildbearbeitung zu überlassen. Einfach den Knopf auf Automatik stellen und schon regelt die Software alles weitere. Damit beraubt man sich allerdings den Möglichkeiten den Stil der Bilder nach dem eigenen Geschmack anzupassen.
So fotografiere ich ausschließlich im RAW-Format und korrigiere die Bilder später mit Photoshop Elements. Auch hier reicht mir die einfache Version des Klassikers der Bildbearbeitung von Adobe. Ein bisschen die hellen und dunklen Bereiche korrigieren, etwas nachschärfen, den Ausschnitt korrigieren und Kontrast und Farbe anpassen. Das reicht für fast 95% meiner Bilder.
Willst Du noch das letzte Zipfelchen an Qualität aus deinen Bildern rausquetschen, wirst Du wohl um die Vollversion von Photoshop oder einer anderen Profisoftware, nicht herumkommen. Wem das alles zu viel ist, der kann sich auch nach kostenlosen Alternativen wie Gimp, etc. umschauen.
Möchtest Du keine Kamera extra mitnehmen, dann achte darauf, dass dein Smartphone im RAW-Format fotografieren kann. Damit verbessern sich die Möglichkeiten in der Nachbearbeitung deutlich.
Wie viel Geld möchte ich dafür ausgeben?
Schon meine kleine Sony RX100 VI kostet zurzeit neu immer noch rund 800,- €. Eine Sony Alpha 6400 kostet, mit den beiden einfachen Objektiven, um die 1.000, – €. Legst Du Wert auf lichtstarke Objektive, dann wechseln für 200 mm Brennweite, schnell 800,- € und mehr den Besitzer.
Ein zirkularer Polarisationsfilter für ein 200er Objektiv kostet auch gerne 50,-€, jetzt noch ein schönes leichtes Carbonstativ für ca. 150,-€ dazu, eine Tasche, ein Funkfernauslöser, Reinigungstuch uuund so weiter.
Die Welt der Fotografie bietet dir reichlich Möglichkeiten dein Geld loszuwerden. Nur macht dich die beste Ausrüstung nicht zu einem guten Fotografen. Je wertvoller das Equipment, desto größer ist auch das Interesse von weniger ehrlichen Menschen. Und, desto größer ist das Magengrummeln, wenn Du vom Zelt zur Dusche gehst.
Und wie ist es mit Zubehör?
Der Markt bietet viele Möglichkeiten den Rucksack mit Zubehör zu füllen. Einiges davon ist nützlich, einiges davon macht Spaß und erweitert die fotografischen Möglichkeiten und anderes dient dem Spielplatz der Eitelkeiten. Auf jeden Fall ist es zu viel um auf alles einzugehen, daher hier nur ein paar Anregungen.
Um ab und an die Linse zu reinigen, reicht in der Regel ein sauberes Taschentuch oder der Ärmel deiner Jacke, auch wenn das unter den Fotografen oft Pickel im Gesicht verursacht. Ein sauberes Microfasertuch schont das Glas und die Gesichter von Nerds.
Wasseroberflächen und Fensterscheiben verursachen Reflexionen und Blendeffekte, der Himmel ist um die Mittagszeit kontrast- und farblos. Zirkulare Polfilter sorgen für klares Wasser und verschaffen dem Himmel zur Mittagszeit etwas mehr Charakter.
Spätestens wenn das Licht hinter dem Horizont verschwindet, wird es Zeit das Stativ aus der Tasche zu holen und damit die Kamera auf wackelfreie Beine zu stellen. Sonst versauen schon kleinste Bewegungen deine Aufnahme bei langen Belichtungszeiten. Ein Stativ ersetzt Dir auch den Partner für die Selfies.
Nutzt Du eine Kamera mit Wechselobjektiven, solltest Du auch immer ein Reinigungsset dabeihaben. Sonst begleiten dich die Spuren eines Regentropfens bis zum Ende deiner Reise.
Ein Fernauslöser hilft bei Langzeitbelichtungen. Ist dieser auch noch funkgesteuert, kannst Du dich damit bestens selbst fotografieren.
Und wohin nun mit dem ganzen Equipment? Eine kleine Tasche für den Gürtel bringt eine Kompaktkamera in Griffnähe. Für die große Ausrüstung muss u.U. ein eigener Rucksack angeschafft werden.
Und dann kommen noch ein paar Zusatzakkus hinzu, ein Ladegerät, Speicherkarten, und, und, und … Die Industrie freut sich über jeden neuen Fotografen. Du entscheidest, wie sehr sie sich freuen darf.
Bin ich bereit mich mit der Technik/Einstellmöglichkeiten einer Kamera auseinanderzusetzen?
Wie schön sind doch heute die Smartphones. Sie stecken in fast jeder Jackentasche, sind schnell einsatzbereit und liefern durchaus gute bis sehr gute Ergebnisse. Und das wird sich in den nächsten Jahren noch weiterentwickeln.
Mit ähnlichem Aufwand lassen sich auch mit modernen Kompaktkameras, Systemkameras oder Spiegelreflexkameras Bilder aufnehmen. Einfach die Einstellung „Automatik“ wählen und dann noch die richtige Scene im Menü aussuchen und schon gehts los. Damit würde man allerdings seine eigenen kreativen Möglichkeiten einschränken. Gerade mit der Brennweite des Objektivs, der Belichtungszeit und der Blende, bieten sich vielfältige Möglichkeiten, ein Bild zu gestalten, sofern der Wille vorhanden ist, sich mit der Technik eingehender zu befassen.
Und wer doch nur das Smartphone in der Tasche haben möchte? Geräte mit verschieden Brennweiten und der Möglichkeit im RAW-Format zu fotografieren, erweitern die fotografischen Grenzen des Taschencomputers
Und was steckt nun in meinem Rucksack?
Das kommt darauf an. Je nachdem wie ich unterwegs bin und wie ich es für einen bestimmten Zweck am sinnvollsten halten, wähle ich das Equipment aus. Bin ich zu Fuß unterwegs, versuche ich eher Platz und Gewicht zu sparen. Bin ich mit dem Rad unterwegs, darf es auch mal ein bisschen mehr sein. Und manchmal ist es auch nur der Spaß, mit einer bestimmten Kamera zu fotografieren.
Je eine Kamera für den richtigen Zweck
Hier auf dem Bild ist die Alpha 6000 mit dem 55-210 mm, F4,5-6,3 Objektiv zu sehen. Um etwa die gleiche Brennweitenabdeckung wie bei der RX100 VI zu erreichen, muss ich für die Alpha 6000 noch ein weiteres Objektiv mitnehmen. Neben dem deutlichen Größenunterschied, liegt das Gewicht bei der Alpha 6000 mit 837 g (mit zwei Objektiven), deutlich über den 326 g der RX 100. Wer das Gewicht auf dem Rücken tragen muss, der denkt schon gerne mal über die 511 g Mehrgewicht nach.


Ich mache ein Selfie
Nun werde ich auch gerne mal gefragt: „wie kommt denn der Wolfgang aufs Bild“? Die einfachste Lösung für die Aufgabe wäre, die Kamera oder das Smartphone, auf einem Stativ zu befestigen, den Selbstauslöser auf 10 Sekunden zu stellen und sich dann möglichst schnell in Position zu bringen. Die Ergebnisse sind sehr zufällig und nicht über eine größere Distanz möglich. Einige Kameras bieten auch die Möglichkeit den Selbstauslöser auf längere Zeit einzustellen und zusätzlich je Sekunde ein Bild zu machen. Hier steigert sich die Anzahl der zufälligen Bilder, aus denen man nachher auswählen muss.
Möchtest Du den Zeitpunkt des Auslösens steuern und auch über eine größere Entfernung ein Selfie machen, ohne dabei Massen von unnützen Bildern zu erzeugen, dann solltest Du dir einen Funkfernauslöser zulegen. Der Empfänger wird an die Kamera angeschlossen und mit dem Sender kannst Du dich dann selbst fotografieren. Je nach Gerät, sind so Entfernungen bis zu 100 Metern möglich.

Jetzt kommt noch ein Stativ in den Rucksack und fertig ist die Kameraausstattung. Mit rund 520g gehört mein Stativ nicht zu den leichtesten. Stativbeine und Mittelsäule sind aus eloxiertem Aluminiumrohr, zusammengefaltet ist es gerade mal 21cm groß. Voll ausgezogen erreicht es eine Höhe von 78 cm.

Wer Gewicht sparen möchte, der nimmt sich einen Selfiestick und einen kurzen Spannriemen mit. Der Stick lässt sich mit dem Gurt an Zaunpfähle, Holzpfosten, am Brückengeländer oder anderen Orten befestigen. So mache ich das, wenn ich mit dem Rennrad unterwegs bin. Wem auch der Selfiestick noch zu viel ist, der nutzt natürliche Stative, wie Holzpfosten, Mauern, Menschen, etc.
Was noch?
Für Komoot, Outdooractive und Co. ist es schön, wenn die Bilder mit GPX-Koordinaten versehen sind. Mit den GPX-Koordinaten werden die Bilder beim Hochladen automatisch an die richtigen Orte zugeordnet. Aber auch ohne Komoot, etc. kann es sinnvoll sein, dass die Bilder verortet werden können. Spätestens wenn sich 10.000 und mehr Bilder auf der Festplatte tummeln, verschwimmen die Erinnerungen an die schönen Momente und das Gehirn findet manchmal nicht mehr den richtigen Ort zum Bild. Wie schön, wenn die Technik noch alle Infos dazu bereithält. Um die Bilder mit den erforderlichen Geo-Tags zu versehen, nutze ich das kostenlose Programm Geosetter. PS: Der Entwickler freut sich über Spenden 😉
Da ich fast ausschließlich im RAW-Format fotografiere, ist es erforderlich die Bilder etwas nachzubearbeiten. Wer sich hier austoben möchte, der wird Profiprogramme bevorzugen. Für mich reicht hier Photoshop Elements.
Und zum Schluss noch ein kleiner, aber anfänglich gerne übersehener Hinweis. Sorge schon von den ersten Bildern an dafür, dass diese sinnvoll sortiert und benannt werden. Denke vielleicht schon frühzeitig an eine Bilddatenbank. Wenn Du in fünf oder 10 Jahren unter 10.000den Bildern ein bestimmtes Bild suchst, dann kann das ohne eine gewisse Ordnung einige Abende in Anspruch nehmen.