Deutschland der Länge nach / Bad Harzburg – Torfhaus

Die Nacht hat nicht gereicht um wieder richtig fit zu werden. Der Wind und die lange Strecke vom Vortag stecken immer noch in den Knochen, entsprechend schwer fällt mir am Morgen das Aufstehen. Dem Wetter scheint es ähnlich zu ergehen. Milchig trübe Luft hängt am Hang und zwischen den Bäumen, über dem Campingplatz und dem angrenzenden Wald. Nichts bewegt sich. Der Wind ist wohl auch noch schlapp, von seinem gestrigen Dauergepuste.

Morgennebel über dem Harz

Der Handy-Akku ist fast aufgebraucht, daher führt mein erster Weg am Morgen nicht zur Dusche, sondern zur Rezeption am Eingang des Platzes. Die freundliche Dame vom Vorabend eröffnet mir, dass ich für das Laden meines Handys, die Gebühren für den Stromanschluss bezahlen müsse. Schließlich müssen das die Camper mit Wohnwagen, oder Wohnmobil auch, wenn sie Strom brauchen.

Kurz denke ich über den Unterschied vom Stromverbrauch zwischen einen Handy und einem Wohnwagen mit elektrischen Licht, Fernseher, etc. nach, beschließe aber nicht dumm zu schauen und das Handy gegen die gewünschte Gebühr laden zu lassen. Sie hat ja vom Prinzip her Recht und der Akku ist fast leer. Also ran an den Speck. Quatsch, an die Dose.

Reiseradler unter sich

Nach dem Duschen treffe ich auf die anderen Reiseradler, die nebenan ihr Zelt aufgeschlagen haben. Sie kommen aus dem Emsland und sind auf dem Weg nach Berlin. Dank des schlechten Wetters sind sie mittlerweile zwei Tage hinter ihrem Plan. Häufiger Regen hat sie zu vielen Pausen gezwungen.

„Das ist aber nicht so wild,“ erzählt mir einer der drei mit einem Lächeln, „seit einem Jahr sind wir in Rente, da kommt es auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht an“.

Sie haben Niedersachsen in der ganzen Breite durchquert und es wird ihnen in Erinnerung bleiben.

„Die schöne Landschaften, schnuckelige Dörfer und viel Natur bleiben als positive Erinnerungen“, erzählt ein anderer der sportlich gekleideten Senioren.

„Die Radwege mit Kopfsteinpflaster, Sand oder Schotter, die schlechte Ausschilderung zu den weniger schönen“, ergänzt mit einem Grinsen sein Freund neben ihm.

„Eigentlich wollten wir auf dem R1 fahren. Das haben wir aber schnell aufgegeben und sind oft auf normale Straßen ausgewichen. Mit dem Gepäck auf dem Rad, machen solche Wege einfach keinen Spaß:“ hierbei ist sich das Trio einig.

Bad Harzburg

Außer einer Tasse heißen Kaffees, gibt es erst mal kein Frühstück, das soll bis Bad Harzburg warten. Schnell noch das Handy von der Rezeption abholen und die Gebühr bezahlen. Ich staune nicht schlecht, als mich die junge Frau an der Rezeption freundlichst begrüßt und mir eröffnet, dass Sie nun doch keine Gebühr fürs Handyladen haben möchte.

“Beim näheren Nachdenken ist das ja doch ein bisschen kleinlich,” findet sie.

Leicht verwirrt erspare ich mir den Widerspruch, bedanke mich ganz herzlich und freue mich über diese positive Wandlung. Was so ein bisschen Service an der Laune doch ausmacht!

Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen

Nach einer kurzen Steigung vom Campingplatz weg, rolle ich den Berg hinunter nach Bad Harzburg, bis der erste Bäcker mit frischen Brötchen und Kaffee lockt. Hier stelle ich das Rad ab und wundere mich dabei über den freien Blick auf die Lenkertasche. Mist, ist noch das freundlichste Wort was mir dabei über die Lippen kommt. Ich habe mein Handtuch auf dem Campingplatz liegen gelassen.

Was eben noch die reinste Freude war, denn Berg hinunter zu rauschen, wird jetzt zu einer extra Einlage Frühsport. Missmutig strampele ich den Berg wieder hoch, im guten Wissen darauf, dass es auf der gleichen Strecke wieder zurückgeht, genauso Missmutig den Berg zum Campingplatz wieder runter. Mein Selbstgespräch, mit all den freundlichen Titeln für mich, auf dieser Extratour, behalte ich lieber für mich. Es muss nicht jeder wissen was ich in einem solchen Moment über mich denke.

Natürlich ist das Handtuch nicht mehr da. Weder auf dem Platz wo vor einer halben Stunde noch mein Zelt stand, noch an der Rezeption ist es abgegeben worden, auch in den Sanitärräumen ist es nicht aufzufinden. Dort ist allerdings noch die Reinigungskraft zu Gange und mit ihr folgt die zweite Überraschung. Natürlich hat auch sie hat mein Handtuch nicht gefunden. Alle Möglichkeiten geht sie durch, wo das Handtuch sein könnte, um festzustellen es ist nicht da.

„Haben sie noch ein Handtuch im Gepäck,“ fragt sie mich.

Als ich ihr erkläre, dass ich mit so wenig Gepäck wie möglich reise und deswegen nur ein Handtuch und noch dazu nur ein kleines mitnehme, denk sie einen Moment nach und nimmt mich mit in einem Nebenraum. Dort hat sie zum Putzen alte Handtücher gelagert. Frisch gewaschen und sauber gefaltet liegen sie dort im Regal.

„Wenn es ihnen nichts ausmacht, kann ich ihnen davon eines mitgeben. Die Handtücher sind leider nicht mehr so schön, aber dafür müssen sie sich jetzt kein neues Kaufen.“

Natürlich freue ich mich darüber, dass mir der Aufwand des Kaufes erspart bleibt. Was mich aber viel mehr berührt hat, sie hat nachgedacht wie sie mir helfen kann. Nichts Großes, aber eine kleine Geste die mich tief berührt. Das Handtuch liegt heute im Andenkenschrank und darf dort seinen Ruhestand genießen. So bleiben der Campingplatz und ganz besonders das Personal, in besonders guter Erinnerung.

Endlich Zeit fürs Frühstück

Aller Ärger über das verlorene Handtuch ist vergessen, als ich nun zum zweiten Mal vor der Bäckerei anhalte. Nach dem ausgiebigen Frühstück, suche ich noch einen Laden zum Einkaufen auf. Nach dem Einkauf ist mein Rad noch etwas schwerer geworden. Nicht gerade optimal, wenn es für die nächsten Stunden nur noch bergauf gehen soll.

Bad Harzburg
Bad Harzburg

Danach steht eine sehr ausgiebige Besichtung der Altstadt von Bad Harzburg an. Wenn ich ehrlich bin, drücke ich mich auch noch ein bisschen vor dem bevorstehenden langen Anstieg nach Torfhaus, zum Nationalparkhaus und die hervorblinzelnde Sonne überredet mich dazu, noch ein kleines Weilchen länger die Innenstadt zu genießen.

Die Fassaden der Stadthäuser sind oft aus Holz und mit reichlichen Schnitzereien verschönt. Erker, Türmchen, Balkone, Ecken und Winkel zieren die Stadthäuser und dann, unschwer an der einfallsreich, geraden Architektur zu erkennen, ein neues Haus. Mehr oder weniger schlaue Wortgebilde, wie Zugehfrau, Katzentisch oder Gendarm auf die Fassade gemalt, soll scheinbar die außerordentlich geradlinige Kreativität des Architekten etwas auflockern.

Bad Harzburg Architektur mit Worten

Seeehr kreativ und seeehr flexibel. Kann man doch, bei sich ändernden Verhältnissen, die Wörter doch einfach übermalen und durch andere kreative Ergüsse ersetzten. Schon ist die Architektur des Gebäudes neu erfunden.

Die Verlockung des Jungbrunnens

Ihre knorzeligen Nasen, gedrungenen Körper, wollige Brüste und andere üppig geformte Körperteile, tragen die Figuren des Jungbrunnens in aller Öffentlichkeit zur Schau. Auf dem Brunnenrand steht ein nackter König, schaut sich eine Nixe im Spiegel an, während oben auf dem Brunnen sitzend, aus Kannen und Flaschen, das ewig jung haltende Wasser von drei üppigen Herren mit Engelsflügelchen, auf die unter ihnen sitzenden gießen. Diese laben sich in der der Hoffnung auf die ewige Jugend an dem kühlen Nass. Aus sicherer Entfernung schaut der Hase dem Treiben mit Verwunderung zu und frech pieselt der Teufel in den Brunnen.

Jungbrunnen Bad Harzburg
Jungbrunnen Bad Harzburg

So langsam führt die Straße den steilen Wänden des Harzes entgegen und Bad Harzburg fängt an sich in dessen Falten zu zwängen. Die Hexenklause erinnert daran, dass es hier zu bestimmten Zeiten auch wild und gruselig zugehen kann. Auf dem Hexentanzplatz sollen sich die wilden Damen getroffen haben. Feierten rauschende Feste mit ihrem besten Freund, den Teufel. Eine verhexte Gegend, hoffentlich lassen sie mich in Ruhe wenn ich durch ihr Revier fahre.

Auf geht´s in den Nationalpark Harz

Doch zum Teufel mit den Spukgeschichten, es wird Zeit aufzubrechen. Jetzt geht es los nach Torfhaus. Die erste ernsthafte Steigung meiner Tour durch Deutschland liegt vor mir. Zu meinem Erstaunen steigt eine vierspurige Bundesstraße in den Harz hinein. So habe ich mir das Tor zu einem Nationalpark nicht vorgestellt. Ständig rauschen LKWs an mir vorbei und einige davon transportieren den Harz in kleine Stücke gebrochen, aus dem naheliegenden Steinbruch in das Umland. Als Unterbau für weitere Straßen? Insgeheim wünsche ich mir eine schönere Verwendung des Gebirges im Herzen Deutschlands.

Auf der B4 nach Torfhaus
Auf der B4 nach Torfhaus

Am Fahrbahnrand kündigt ein Schild die Radau Wasserfälle an. Natürlich regt das Schild wieder mal meine Neugier an. Schnell steht das Rad auf dem Parkplatz auf der rechten Straßenseite und die Kamera ist aus der Tasche geholt. Jetzt muss ich nur noch die vier Spuren der Straße überqueren.

Das sieht leichter aus als es in Wirklichkeit ist. Der Zugang zum Wasserfall liegt in einer Kurve, so bleiben herannahende Fahrzeuge lange versteckt und kommen dann doch recht schnell hinter ihrer Deckung hervor. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit, dann endlich eine Lücke im Fahrzeugstrom. Schnell hechte ich auf die andere Seite, um das Naturereignis mit dem imposanten Namen zu suchen.

Tourimusfödering Anno 1859

1859 wurden auf Betreiben von Philipp August von Amsberg sowie des Staatlichen Badekommissars Hermann Dommes, zur Belebung des Fremdenverkehrs der Radauwasserfall und sein Zuleitungskanal künstlich angelegt.

Schon nach ein paar Metern ist der Wasserfall auch schon erreicht. Eher sanft und ganz ohne den versprochenen Radau, plätschert hier eher ein Wasserfällchen über die scharf gezackte Felsklippe.

Radau Wasserfall
Radau Wasserfall

Philipp August von Amsberg und der staatliche Badekommissars Hermann Dommes, hatten die Idee, dem Bach Radau ein neues Bett zu geben und ihn hier über die Felsklippen hüpfen zu lassen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts dachte man daran, den Fremdenverkehr zu fördern. Auch wenn der Bach einen solch lautstarken Namen trägt, ist das einzige was hier immer noch Radau macht, die Straße keine 200 Meter entfernt. Nachdem der Wasserfall gebührend bewundert und Fotografiert ist, geht es wieder zurück über die Straße. Hierzu benötige ich nun die andere Hälfte der Ewigkeit.

Jetzt geht´s aufi auf den Berg

Nicht sehr steil, aber lang, streckt sich nun die Straße dem Höhepunkt des Tages entgegen. Zweiter Gang, dritter Gang, zweiter Gang, ab und an muss ich in den ersten schalten, damit das Treten im Fluss bleibt. Ansonsten bewegen sich die Beine im regelmäßigen Auf und Ab. So rollt langsam aber unaufhaltsam, jeder Meter der Straße unter den Rädern durch. Fast schon meditativ erklimme ich jeden einzelnen Höhenmeter hinauf zum Ziel.

Das Tor zum Nationalpark
Das Tor zum Nationalpark

Kurz vor der Passhöhe ist das offizielle Tor in den Nationalpark Harz erreicht. Ein Schild an der vierspurigen Bundesstraße weist auf dieses Ereignis hin, sonst würde man hier auch nichts davon merken. Das große Schild aus dunklem Holz wirkt verloren an den vier Spuren der Bundesstraße. Statt wilder Wildnis, tobt wilder Verkehr auf dem breiten grauen Asphaltband, in den Nationalpark hinein und heraus.

Die Temperatur ist mittlerweile auf 10 Grad gefallen und es fängt zu regnen an. Genervt von dem ständigen LKW-Verkehr und körperlich ziemlich ausgelaugt, möchte ich einfach nur noch oben ankommen. Die letzten Tage auf dem Rad und der heutige lange Anstieg haben ihre Spuren hinterlassen. Es wird Zeit für ein paar Tage ohne Fahrrad.

Um nicht nochmal am Straßenrad halten zu müssen, bleibt die Regenjacke in der Packtasche. Gefühlt eine weitere Ewigkeit lang, zieht sich die Straße ihrem Höhepunkt entgegen. Besonders der letzte Kilometer will und will kein Ende nehmen. Der Regen dringt nun auch durch die letzten Bekleidungsschichten und die Kälte lähmt langsam die Glieder. Dann endlich kommt das Nationalparkzentrum auf der Passhöhe in Sicht. Noch ein paar letzte Kurbelumdrehungen und es ist vollbracht. Der erste große Anstieg auf der Tour liegt hinter mir.

Platz rund 500 Auto – und für mein Fahrrad?

Nicht stolz, einfach nur froh dem Verkehr und dem Wetter zu entrinnen, stehe ich nun auf einem riesigen Parkplatz der hier oben den Besucher mit eigenem PKW erwartet und wie so oft, suche ich vergebens nach einer sicheren Abstellmöglichkeit für mein Fahrrad.

Für die Ausstellung im Nationalparkzentrum möchte ich mir genügend Zeit nehmen und nicht immer an mein Fahrrad denken, was mit all seinem Gepäck vor der Tür steht. Es dürfte zwar unwahrscheinlich sein, dass es hier abhandenkommt, aber für die ruhigen Nerven wäre eine sichere Abstellmöglichkeit schon sehr zuträglich. Vielleicht kennt man am Empfang eine Lösung für mein Problem. Hinter dem Tresen steht eine Frau mittleren Alters. Nachdem Sie von mir weiß was ich möchte und benötige, rollt sie kurz mit den Augen, als wollte sie tief in ihrem Inneren nach einer Lösung suchen und bestätigt zuerst einmal, dass es tatsächlich für Fahrräder nichts gibt.

„Wir haben aber einen Heizungsraum, wenn es ihnen nichts ausmacht, können sie dort ihr Fahrrad hineinstellen“.

Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, als wäre sie froh, für mich eine Lösung gefunden zu haben. Ich bin es auf jeden Fall. Ein junger langhaariger Mann, kommt zum Tresen und lehnt seinen langen Köper an einen Türrahmen. Er hat das Gespräch mitbekommen und erklärt mir den Weg zur Hintertür wo er auf mich warten wird.

Torfhaus
Endlich angekommen in Torfhaus

Mein Rad muss einmal quer durch den Ausstellungsraum und hinterlässt, so nass wie es ist, natürlich eine ordentliche Schmutzspur.

„Kein Problem, wir haben genug Lappen um das wieder wegzuwischen“, kommt die Antwort bevor ich überhaupt etwas gesagt habe.

Mein Blick war wohl Frage genug.

„Ich solle mir in Ruhe die Ausstellung anschauen und mich aufwärmen. Um die Schmutzspur kümmern wir uns.“

Na wenn das mal kein Service ist. An dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches Dankeschön.

Aufwärmen in der Ausstellung

Mein Fahrrad hat es nun auch schön warm und trocken, so lässt sich doch wesentlich entspannter die Ausstellung anschauen. Wie gerufen kommt meinen müden Beinen ein Film über die Wildkatze, sie ist im Nationalpark Harz seit einigen Jahren wieder zuhause. Hier findet sie eine der ganz wenigen Naturinseln in unserem Land, in denen sie ausreichend nicht zerstückelte Jagdreviere findet. Fast überall sonst, ist ihr Lebensraum zerstört. Straßen durchschneiden ihre Reviere.

Wo einst das Unterholz Schutz und Heim für den Nachwuchs bot, stehen Gewerbegebiete und Siedlungen. Der Lebensraum wurde begradigt, kultiviert und angepasst. Dem Menschen und sonst niemanden. Die wenigen verbleibenden Rückzugsgebiete, die wir der Natur gnädiger Weise überlassen, oder auch extra für sie eingerichtet haben, reichen nicht aus für dauerhafte gesunde Populationen.

Nationalparkzentrum Harz

Um die Tiere vor den ständigen Gefahren zu schützen, bauen wir Zäune entlang vielbefahrener Straßen. trennen damit aber auch Landschaften und Lebensräume. So bleibt nicht genug Raum für die Nahrungssuche und was noch viel schwerwiegender ist, es finden sich keine neuen Partner zusammen. Und immer wieder Sex mit ein und demselben Verwandten, erhöht nicht wirklich die Chancen der Nachkommen auf Gesundheit, Kraft und Ausdauer. Eigenschaften die für das Überleben und die Sicherung der Art, zwingen erforderlich sind.

Mit hohem materiellem und finanziellem Aufwand werden daher erste Projekte zu Verbindung von Naturräumen geschaffen. Grünbrücken sollen die Wildwanderwege wieder vernetzen. Gut vierzig dieser Millionenschweren Bauwerke gibt es schon in Deutschland. Was sich viel anhört, sind in der Summe dann doch nur einzelne Tropfen auf einen immer noch sehr heißen Stein.

Für eine Straße ist man in Dresden bereit auf den Titel Weltkulturerbe zu verzichten. Wäre man auch bereit für einen Nationalpark auf eine Straße zu verzichten? Die Filme hinterlassen eine gedrückte Stimmung bei mir. Erst recht wenn ich an die vierspurige Auffahrt in den Nationalpark Harz denke. Den riesigen Parkplatz vor dem Nationalparkzentrum. Mir ist bewusst, dass auch ich zum Radfahren Straßen benötige, auch ich möchte wohnen und einkaufen. Die Frage nach dem rechten Maß drängt sich auf und den Wert des nicht Bewertbaren? Der Natur?

Ich habe keine Lust mehr, ich bleibe hier oben in Torfhaus

Körperlich fühle ich mich auch total vermatscht. Der Weg hier hoch war anstrengend und die Temperaturen sind rapide gefallen. Nur wenige hundert Meter weiter bietet eine Jugendherberge ein warmes Zimmer mit einem kuscheligen Bett. So fällt der Entschluss leicht, den Tag schon nach 20 Km zu beenden.

Vor dem Einchecken muss ich allerdings erst noch Mitglied im Jugendherbergsverband werden. Die Formalitäten hierfür halten sich in erträglichen Grenzen und da demnächst noch einige Reisen, auch mit meiner Tochter anstehen, ist das Formular schnell ausgefüllt. Ein Abendessen lässt sich auch noch spontan dazu buchen. So wird diese Übernachtung zum reinen Luxus. Selbst für das Fahrrad gibt es in einem Nebengebäude einen eigenen Raum. An den vielen Haltern für Skier, lässt sich leicht erkennen, dass hier oben die Prioritäten eigentlich auf andern Sportarten liegen.

Was für ein Unterschied so, ein doch recht einfaches, Jugendherbergszimmer im Gegensatz zu Zelt doch sein kann. Eine Schlüsselumdrehung reicht und schon ist es bezugsfertig. Eine kuschelige Matratze ersetzt die Isomatte, mit Tisch und Stuhl lässt es sich bequem Sitzen und Tagebuch schreiben. Doch bevor ich den ganzen Luxus genieße, geht es zuerst einmal unter die wärmende Dusche, mit jedem Liter herrlich heißem Wassers melden sich auch die Lebensgeister wieder zurück.

Danach verwandelt sich das Zimmer in einen Wäschetrockner. Die Tagesklammoten werden durchs Waschbecken gezogen und alles was in den Taschen steckt darf sich zum Lüften und richtig austrocknen im Zimmer ausbreiten. Das warme Abendessen vertreibt dann noch den letzten Frust des Tages und so gestärkt steht dem abendlichen Spaziergang nichts mehr im Wege.

Der Brocken verabschiedet sich mit einer kleinen Entschuldigung

Als hätte der Brocken ein schlechtes Gewissen und wollte sich für das Wetter und den Verkehr entschuldigen, öffnen sich die Wolken über dem kahlen Gipfel. Einige Sonnenstrahlen huschen über die Baumwipfel und lassen die Felsmonumente hinter dem Nationalparkhaus, im warmen Abendrot strahlen.

Blick auf den Brocken
Blick auf den Brocken

Der Fotoapparat gibt sich Mühe die Stimmung einzufangen. Landschaft und Farben kann so ein Gerät zwar konservieren, aber das Gefühl der Ruhe und der Landschaft, das Gefühl mit dem Fahrrad, trotz aller Widrigkeiten, hier hoch gefahren zu sein, das Gefühl bleibt nur mir alleine. Noch ein Bild dann hat auch die Kamera genug und schaltet sich mangels Akkuleistung von alleine ab. Zeit zurück zu gehen und den Tag zu beenden. Am Eingang der Jugendherberge steht ein rotes Reiserad mit den typischen Gepäcktaschen. Trotz des langen und mühsamen Anstieges, hat sich wohl noch ein anderer auf den Weg hier hoch gemacht. Vielleicht werden wir uns morgen treffen.


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