
2 Tage Harz – 1. Tag – Brockenfrei von Bad Harzburg nach Schierke
Es war mal wieder an der Zeit für ein paar Höhenmeter und, eine Priese „wilde Natur“. Mit rund 6 Stunden Bahnfahrt ist die Anfahrt nach Bad Harzburg doch schon recht lange, aber es bleibt noch genug Zeit vom Tag, für ein paar Kilometer zu Wandern und ordentlich Höhenmeter am Stück.
Diesmal starte ich in Bad Harzburg und will auch bewusst auf den Brocken verzichten. Es gehen und fahren schon genug Menschen auf Norddeutschlands höchsten Gipfel. Da muss sich meine Wenigkeit nicht auch noch dazwischen quengeln. Und außerdem habe ich den Gipfel schon oft genug besucht.

Vom Bahnhof laufe ich direkt in die Innenstadt hinein. Bevor ich mich von der Zivilisation verabschiede, braucht es noch etwas für eine gute Brotzeit. Schnell habe ich etwas eingekauft und jetzt kann es richtig losgehen. Vor den Cafés und Restaurants ist ordentlich was los. Es ist schön warm und Mittagszeit, dass möchte jeder gerne draußen genießen. Mir ist nicht nach Einkehr. Vielmehr freue ich mich auf meinen Einkauf im Rucksack und einen ruhigen Flecken in der Natur für die Vesper.
Noch einmal grüßt die Zivilisation
Die ersten 200 Höhenmeter werden noch vom Rauschen der Zivilisation – der vierspurigen Straße in den Nationalpark – begleitet, danach wird es aber schnell ruhig. Die Füße freuen sich mit mir, dass sie laufen dürfen. Und schon nach etwas mehr als einer Stunde lockt das Molkehaus zur Rast. Ein kühles Weißbier im Schatten versorgt mich nicht nur mit Flüssigkeit, es steigert auch noch die Freude über diesen schönen Wandertag.

Nach dieser Erfrischung, darf ich mich dann auch über einen traumhaften Weg über eine Wiese freuen, bevor ich wieder etliche Höhenmeter zur Ecker hinunter vernichten muss. Erst langsam an der Ecker entlang und dann an der Staumauer der Talsperre wieder steil nach oben, habe ich dann auch wieder alle Höhenmeter wieder aufsteigen dürfen. Aber wie war das nochmal? Weswegen bin ich in den Harz gefahren? Also jammre nicht, lauf los.
Das Wetter kennt keine Grenzen
Oben angekommen, liegt der See der Eckertalsperre vor mir. Das diese Talsperre etwas besonders ist, bemerke ich erst als ich den alten Grenzpfosten der DDR auf der Staumauer entdecke. Obwohl ich als kleines Kind mit meinen Eltern öfter mal „drüben“ war, um die Verwandtschaft zu besuchen und die Grenzerlebnisse nicht in bester Erinnerung geblieben sind, fühlt sich die Teilung Deutschlands für mich heute oft schon unreal an. Wie die Europäische Union, ist ein gemeinsames Deutschland für mich schon lange normal geworden.

Leider darf sich auch das Wetter überall frei bewegen. Immer wieder tröpfelt es mal mehr mal weniger intensiv von oben herab. Vor mir ist es tendenziell hell, aus Niedersachsen rücken mir die dunklen Wolken auf die Pelle. Um den Schirm vor dem Regen zu schützen, laufe ich daher etwas zügiger voran. Das will mir allerdings, bei den teils knackigen Steigungen, nicht so recht gelingen.
So kommen erst etliche Höhenmeter auf dem Kollonenweg Richtung Brocken zusammen, bevor ich mich mit schnellem Schritt wieder nach unten bewegen kann. Ohne es bewusst geplant zu haben, laufe ich einen Teil meiner letzten Harzwanderung, nur in entgegengesetzter Richtung. Seltsam wie sich die Landschaft anders anfühlen kann, wenn man sie aus einer anderen Perspektive sieht.
Noch ein letzter langer Anstieg
Im Kopf hatte ich es schon verdrängt, ich muss noch an den Brockenkindern und damit am höchsten Punkt meines Wandertages, vorbei. Ganze drei Kilometer lang zieht sich der Forstweg nach oben. Die Luftfeuchtigkeit liegt gefühlt auf Tropenniveau und die Wolken sind mir immer noch auf den Fersen.
Irgendwann kommt dann der Punkt, wo man lieber nass vom Regen wäre, als vom Schwitzen. Doch diesen Gefallen tut mir das Wetter nicht. So erreiche ich den höchsten Punkt des Tages und kühle im schnellen Schritt abwärts langsam wieder auf Normaltemperatur. Dann kann ich die ersten Häuser von Schierke sehen und die Freude auf eine Dusche treibt mich noch etwas schneller voran. Um genau 18:00 Uhr erreiche ich die Jugendherberge in Schierke. Und um 18:10 Uhr schaue ich dem Regen aus meinem Zimmer heraus zu.
