Zwischen Rum, Nolde und Störchen / 3. Tag

Von Tönning nach Eckenförde

Das Wetter fällt heute aus. Draußen ist es grau und die kleinen Pfützen vor dem Fenster, zeugen von leicht erhöhter Luftfeuchtigkeit, auch Regen genannt. Bei diesen Aussichten, fällt es nicht schwer, das Frühstück noch etwas zu verlängern. Zur Abfahrt treffe ich zwei Radler wieder, denen ich gestern auch schon begegnet bin. Sie saßen auch im Frühstücksraum, ohne Rad-Dress waren sie nicht wieder zu erkennen. Jetzt, mit den Radklamotten und den Fahrrädern zusammen, kommen sie mir wieder bekannt vor. Die beiden wollen weiter nach Brunsbüttel, mein Weg wird sich jetzt nach Osten wenden um ein weiteres Mal Schleswig-Holstein zu queren. Gemeinsam spinnen wir noch ein bisschen Radlerlatein, dann fahren wir unserer Wege.

Friedrichstadt

Für ein langes Wochenende ist es noch recht ruhig in Friedrichstadt. Hin und wieder kommt ein Schwarm, meist Personen im weiter fortgeschrittenen Alter, herbei geströmt. Immer eine Busladung voll. Meist werden die Busreisenden erst zur Bootsfahrt durch die Kanäle der Stadt gebracht, danach ist dann freier Ausgang angesagt. Für einen Fotografen ist die Innenstadt, mit ihren liebevoll gepflegten Holländer Häusern, eigentlich ein Juwel, wenn da nicht so viele parkende Autos wären. Eine Bereicherung für die stimmungsvolle Atmosphäre sind sie nicht wirklich.

Durch Marsch und Geest

Einige Bilder und einen Kaffee später, verlasse ich, über das historische Pflaster hoppelnd, das gemütliche Städtchen. Aus dem platten Marschland, geht es jetzt auf die Geestausläufer. Geest, das ist der Sand, den die schmelzenden Gletscher der letzten Eiszeit hierher geschwemmt haben. Einfach dargestellt, teilt sich Schleswig-Holstein in drei Regionen auf. Zur Ostsee hin haben die Gletscher der Eiszeit die Steine geschoben, in der Mitte ist ein Streifen Sand hin geschwemmt worden und zur Nordsee hat sich der Matsch aus dem Watt breit gemacht. Gut 20.000 Jahre Zeit und ein bisschen Einfluss durch den Menschen, haben die heutige Landschaft daraus geformt.

Diese Sandhügel haben hier das Stapelholmer Land hervorgebracht. Zwischen den Feldern, gesellen sich jetzt einige kleine Nadelwälder. Das Auge verliert sich nicht mehr im fast endlosen Horizont der Marsch, die Luft ist Trockner und würziger. Es ist schon erstaunlich, was das bisschen Veränderung in der Landschaft ausmacht.

Weites Land und weite Wege

In Süderstapel verlasse ich wieder den Geestrücken. Steil, aber kurz geht es zur Eider hinunter. Die Gemeinde hat sich hier ins Zeug gelegt und eine schöne Badestalle mit Hütte, Grillplatz und andern Nettigkeiten eingerichtet. Die Eider ist sich nicht so ganz klar darüber, wo sie hin möchte. Windung für Windung schlängelt er sich durch Land.

Ganz im Gegensatz zur alten Bahntrasse. Schnurgerade zieht sich durch die Ebene. Das Fahren auf der Trasse fühlt sich schon fast wie mit dem ICE an. Die Oberfläche ist schön glatt und der Wind schiebt ordentlich von hinten. Kurz nach dem Queren der B 202 wird es dann richtig einsam. Über die Betonplatten hoppelnd, bin ich bis auf ein zwei Kühen allein hier draußen. Aufgeschreckt durch den Radfahrer in ihrem Zuhause, flattert eine Ente laut schnatternd, quer über den Weg. Ich bin nun wieder wach. Danke Ente. Nach diesem kurzen Zwischenspiel des Federviehs, ist es auch schon wieder still um mich herum.

Der Tisch für die Störche ist reichlich gedeckt

Um zum Storchendorf Bergenhusen zu kommen, muss man wieder auf den Geestrücken hoch. Der Ort ist bekannt für seine außerordentlich hohe Storchenpopulation. In der Saison, sollen alle 20 Nester von den Vögeln belegt sein. Bergenhusen ist dann ausgebucht. Zumindest für die Störche. Heute sind sie auch da. Ziehen ihre Kreise über das Dorf oder strecken sich nach dem Mittagsschlaf hoch oben in ihren Nestern. Vor einem Jahr sollten die Störche ein Highlight für meine Tochter sein. Doch da war hier nichts los. Alle ausgeflogen, mit den Kindern die Umgebung erkunden oder schon auf dem Weg in den Süden.

Hinter dem Dorf zieht ein Bauer mit Trecker und Mähwerk seine Bahnen über die Wiese. Für die Störche ist das wie eine Art Fastfood. Der Deckung beraubt oder schon vorgehäckselt, liegen die Beutetiere wie auf der Silberplatte angerichtet, vor den gelben Füßen der Langschnäbel. Diese müssen dann nur noch die Happen aufsammeln und in die Kinderstube bringen.

Fastfood für den Storch

Von Kropp bis nach Hause, fahre ich jetzt nur noch, weil die Bahnverbindungen so bescheiden sind. Damit es nicht ganz so langweilig an der Landstraße entlang geht, streue ich auf dem Rückweg noch einige Erhebungen durch die Hüttener Berge ein. Der kleine See, versteckt im Wald gelegen, ist mein Geheimtipp für den Sommer. Jetzt ist es zu frisch und die Freude verlagert sich auf eine Tasse Tee zu Hause auf dem Sofa.



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